Intensive Vorbereitungen zur Seligsprechung des nigerianischen Priesters Aaron Ekwus laufen derzeit gleichzeitig in der Erzdiözese Wien und in der Pfarre Awka in Nigeria. Von vielen Katholiken in seiner Heimat und in Österreich wird Ekwu schon lange als "Heiliger unserer Zeit" verehrt. Bischof Simon Okafor, ein langjähriger Freund des Verstorbenen, berichtete bei seinem letzten Wien-Bbesuch über diverse Fortschritte.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Aaron Ekwu war ein guter Mann", betonte Bischof Okafor immer wieder in seinen Reden über seinen verstorbenen Freund. "Er war großzügig, gütig und hilfsbereit. Trotz seiner menschlichen Fehler ist er ein Heiliger", so der Priester bei seinem letzten Wienbesuch.
Auf gemeinsamen Antrag von Ekwus Heimatpfarre Awka und der Erzdiözese Wien wurde ein Seligsprechungsverfahren eingeleitet - das erste, das über zwei Kontinente hinweg geplant wird. In Nigeria werden gerade Aussagen gesammelt und Berichte zusammengestellt, denn zur Seligsprechung müssen drei Wunder eines Verstorbenen nachgewiesen werden, erläuterte Bischof Okafor.
Im Februar dieses Jahres war der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, wegen des Seligsprechungsverfahrens für Aaron Ekwu, nach Nigeria gereist. Er betonte in einer Ansprache die Wichtigkeit Nigeras in der Entwicklung der katholischen Kirche in Afrika.
Österreich sei dabei sehr hilfreich, erläuterte Bischof Okafor jetzt. Neben der finanziellen Unterstützung funktioniere auch der Priesteraustausch zwischen den beiden Ländern gut. Derzeit sind sechs nigerianische Seelsorger in Österreich.
Auch Ekwu war als angehender Priester nach Wien gekommen, um hier zu studieren. Nach seiner Weihe durch den damaligen Kardinal Franz König, 1965, wirkte Father Aaron noch fünf weitere Jahre in Wien. Sofort nach dem Ende des Biafrakrieges kehrte er in seine Heimat zurück, um dort beim Wiederaufbau seiner zerstörten Heimat zu helfen.
Dem 1989 an den Folgen eines Autounfall verstorbenen Priester Aaron Ekwu wurden in Nigeria diverse Einrichtungen gewidmet. So ist etwa die "Father Aaron Memorial Library" das erste große Gebäude, das nach einem einheimischen Priester benannt ist. Bis dato trugen solche Bauten ausschließlich Namen weißer Missionare.
In dieses und ähnliche Projekte, wie die Schaffung und Erhaltung von Krankenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen, fließe die finanzielle Hilfe Österreichs. Derzeit werde das "Aaron Ekwu Memorial Health Centre" in Akpugoeze, unweit von, fertig gestellt, berichtete Bischof Okafor.
Bischof Okafor bedankte sich bei allen Österreichern für die Unterstützung, richtete aber gleichzeitig auch die Bitte an dieses Land, weiter zu helfen.
Glaubenskrieg in Nigeria
Nur elf Prozent der mehr als 100 Millionen Nigerianer sind Katholiken. Diese Zahl steigt aber stetig, vor allem durch den Kinderreichtum. In Awka, im Süden des Landes, herrscht derzeit Frieden. In Nord-Nigeria hingegen versuchen islamische Kräfte immer mehr Lokale Führer zu zwingen das strenge islamische Rechtssystem, die Sharia, einzuführen. Einige haben bereits zugestimmt, in vielen Regionen kommt es deshalb zu schweren Ausschreitungen.
Bischof Okafor nannte das einen "großen Fehler". Die Sharia sei "als zweites Rechtssystem in Nigeria nicht akzeptabel". Die katholische Kirche werde dagegen ankämpfen.
Jan Mikrut, Leiter des Referats für Selig- und Heiligsprechungsverfahren der Erzdiözese Wien, sprach gegenüber der "Wiener Zeitung" von einer "angespannte Situation" in Nigeria. Man sei in der Erzdiözese sehr vorsichtig, um nicht eine Verschärfung der Situation herbeizuführen, so Mikrut.
Signalwirkung in diesem Konflikt könnte ein neuerlicher Nigeria-Besuch Papst Johannes Paul II im Falle einer Seligsprechung Father Ekwus sein. Vor zwei Jahren war das Kirchenoberhaupt nach Afrika gereist, um den ersten Nigerianer, Michael Iwene Tansi, selig zu sprechen. Damals traf sich der Papst auch zu Gesprächen mit Vertretern der islamischen Glaubensgemeinschaft.