Ex-Management könnte Kapital falsch verbucht haben. | Nach Verlust von einer Milliarde heuer Null-Linie angepeilt. | Wien. Noch gibt es nicht einmal eine offizielle Anklage zu den umstrittenen Vorzugsaktien-Emissionen der Kärntner Hypo 2004 und 2006, die möglicherweise vom Ex-Management der Bank falsch verbucht worden sind. Offenbar betrachtet man die diesbezüglichen Hinweise in der Hypo jedoch als so konkret, dass man sich bereits auf weitreichende Konsequenzen vorbereitet.
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Wie aus dem am Mittwoch von der Bank veröffentlichten Jahresbericht 2010 hervorgeht, stehen die beiden Vorzugsaktien-Tranchen "besonders im Fokus" der internen Ermittlungen. Zur Erinnerung: Es besteht der Verdacht, dass Teile der 200 Millionen Euro zu Unrecht als Kernkapital in den Bilanzen von 2004 bis 2007 verbucht wurden - betroffene Ex-Manager bestreiten dies, es gilt die Unschuldsvermutung. Ein vorläufiger Vorhabensbericht der Staatsanwaltschaft Klagenfurt zur Tranche 2004 wird derzeit im Justizministerium geprüft - die "Wiener Zeitung" berichtete.
Die Hypo hat laut Geschäftsbericht allerdings bereits im Vorjahr Vorsorgen für Konsequenzen getroffen, "welche sich aus einer rückwirkenden Nichtanrechnung dieser Mittel als Kernkapital ergeben könnten. Konkret wurden Rückstellungen für Strafzinsen nach dem Paragraf 97 Bankwesengesetz gebildet. Dieser legt unter anderem fest, welche Bußgelder die Finanzmarktaufsicht für eine Unterschreitung der erforderlichen Eigenmittel verhängen kann.
CSI kostet 18 Millionen
Nicht klar ablesbar ist, wie hoch die gebildete Vorsorge ist. Sie ist Teil eines insgesamt 68,2 Millionen Euro umfassenden Bilanz-Postens, der auch diverse Beratungs- und Prozesskosten beinhaltet. Sollten die Strafzinsen tatsächlich fällig werden, ist aber wohl davon auszugehen, dass die Hypo versuchen wird, sich das Geld durch Schadenersatzklagen zurückzuholen.
Die internen Ermittlungen der sogenannten CSI Hypo, für die die Bank 18,4 Millionen Euro in die Hand nimmt, sollen heuer abgeschlossen werden. Hypo-Chef Gottwald Kranebitter will nun nach vorne Blicken, und die Ende 2009 notverstaatlichte Bank neu positionieren.
Nach den Jahren des exzessiven Wachstums solle die Hypo nun "einfacher, kleiner und kundenorientierter" werden, so Kranebitter am Mittwoch bei der Präsentation der Jahresergebnisse 2010 in Wien.
Die Ausgangslage dafür ist denkbar schwierig: Im Vorjahr fuhr die Hypo einen Jahresverlust von 1,061 Milliarden Euro ein. Das ist zwar deutlich weniger als die 1,581 Milliarden Euro des Jahres 2009, aber wesentlich mehr, als ursprünglich angepeilt worden war.
"Licht im Keller"
Grund dafür sind die neuerlich massiven Kreditrisikovorsorgen von 1,214 Milliarden Euro. Eingerechnet ist hier schon eine Bürgschaft der Republik für faule Immobilienkredite, durch die weitere Abwertungen von 163,7 Millionen Euro vermieden werden konnten.
Kranebitter gibt sich jedoch zuversichtlich: "Wir haben jetzt Licht im Keller", so der Hypo-Chef. Es habe eine "umfassende Einzelanalyse" des Kreditportfolios stattgefunden. Für 2011 rechnet Kranebitter mit weiteren 400 Millionen Euro an notwendigen Risikovorsorgen.
Diese sollen jedoch durch Gewinne aus dem operativen Geschäft ausgeglichen werden. Für heuer plant die Bank-Spitze das Erreichen der Null-Linie, was Verluste anbelangt, 2012 soll die Hypo als Gruppe wieder profitabel sein.
Heuer wird - wie berichtet - auch der Verkauf von Banktöchtern gestartet. So sollen die Hypo-Österreich und die Hypo-Italien neue Eigentümer erhalten. Voraussetzung ist, dass Interessenten zumindest den Buchwert zahlen und die Kredite der Töchter bei der Konzernmutter in Klagenfurt refinanzieren. Was den Preis betrifft, wünscht sich Kranebitter einen Käufer, "der auch das Zukunftspotenzial abdeckt".