Entwicklungsbank EBRD prognostiziert leichten Konjunkturaufschwung.
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London/Wien. "Ich blicke hoffnungsvoll auf die wirtschaftliche Entwicklung in Osteuropa. Denn die Situation ist so schlecht, dass sie nur mehr besser werden kann." Dieses lakonisch formulierte Szenario zeichnete US-Investorenlegende George Soros - selbst gebürtiger Ungar - noch im November bei einer Veranstaltung. Zwei Monate später deutet das von der Entwicklungsbank EBRD gezeichnete Bild auf einen zarten Aufschwung im Windschatten von USA und Eurozone - (für Letztere prognostizierte der IWF am Dienstag ein Prozent Wachstum): So soll das Bruttoinlandsprodukt 2014 in Ostmitteleuropa um 2,2 Prozent steigen - eine Verdoppelung gegenüber dem Wachstum im vergangenen Jahr. Auch für Südosteuropa korrigiert die Entwicklungsbank ihre Wachstumsprognose nach oben, rechnet mit 2,1 Prozent für heuer.
Die größte Volkswirtschaft Ostmitteleuropas, Polen, bleibt die Konjunkturlokomotive der Region. Für Kroatien erwartet die EBRD nach vier Jahren Rezession heuer zwar ein Wirtschaftswachstum von einem Prozent. Grund zum Jubeln besteht jedoch nicht: Fast jeder fünfte Bürger ist ohne Job, gleichzeitig gilt die Verwaltung als überdimensioniert. Die Binnennachfrage ist gering, seinen moderaten Aufschwung verdankt Kroatien den gestiegenen Exporten.
Fremdwährungskrediteals Klotz am Bein
Nachbar Slowenien steckt hingegen weiter in der Rezession. Den angeschlagenen Staatsbanken muss Kapital zugeschossen werden und die Firmen sind überschuldet; ergibt summa summarum eine um 2,5 Prozent schrumpfende Wirtschaft. Drastisch gestiegen ist dagegen in den vergangenen zwölf Monaten in Slowenien die Zahl jener Kredite, die sich nur schwer wieder einbringen lassen. Beinahe jeder fünfte Kredit gilt mittlerweile als problematisch (siehe Grafik). Zwei weitere postjugoslawische Staaten, Serbien und Montenegro, weisen ähnliche beziehungsweise noch schlechtere Zahlen vor.
Frappierend ist der Zusammenhang zwischen problembehafteten Darlehen und der Vergabe von Krediten in Fremdwährungen: Zwischen 50 und 70 Prozent der Kredite in Südosteuropa sind in Fremdwährungen denominiert, die potenzielle Ausfallsquote ist neben Staaten Ex-Jugoslawiens etwa auch in Rumänien und Albanien sehr hoch. EU-Beitrittskandidat Türkei laboriert zwar nicht an faulen Krediten, aufgrund der anhaltenden Spannungen um die Regierung von Premier Recep Tayyip Erdogan senkte die EBRD die Konjunkturprognose auf 3,3 Prozent Wachstum für 2014.
Staaten haben mitKapitalabfluss zu kämpfen
Zu schaffen macht den Ländern Osteuropas auch die nicht mehr gar so lockere Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Zum ersten Mal seit 2011 wurde daher mehr privates Kapital aus in den mehr als 30 Ländern von Mitteleuropa bis nach Zentralasien, in denen die EBRD tätig ist, abgezogen als investiert.