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Faymann auf Facebook - eine Bloßstellung

Von Christina Aumayr-Hajek

Gastkommentare

Bundeskanzler Werner Faymann ist seit zwei Wochen auf Facebook, und die Peinlichkeit nimmt ihren Lauf. Warum das Original zur Satire verkommt.


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Werner Faymann schätzt eine wohl dosierte, gut organisierte Medienarbeit. Werner Faymann mag keine Überraschungen und Kontrolle ist ihm viel wert. Emotionen ja, aber wohl temperiert. Selbst Parteifreunde beschreiben den Kanzler als unverbindlich, unkonkret und wenig greifbar, als von der Partei abgekapselt und für Gesprächstermine nur schwer erreichbar. Die Medienarbeit von Faymann ist auf die "großen Drei" ("Kronen Zeitung", "Heute" und "Österreich") fokussiert. Mit Qualitätsmedien erreicht man schließlich keine Massen. Ein lockerer Small-talk mit Journalisten ist bei Faymann nicht vorgesehen. Das muss nicht von Nachteil sein, aber auf Facebook ist der lockere Plauderton durchaus hilfreich.

Werner Faymann ist seit dem Nationalfeiertag auf Facebook. Jener Internetplattform, die von Kommunikation, Reibung, Austausch und vor allem Emotionen lebt. Auf Facebook punktet, wer schnell, knapp und pointiert formulieren kann. Man sollte Menschen mögen oder sich zumindest für sie interessieren. Politiker sollten Anliegen haben, ein wenig Humor und Lässigkeit schaden nicht.

Faymanns Kommunikation auf Facebook ist wenig überraschend so wie bisher auch: breit, unkonkret und nichtssagend. Was aber in Anzeigen und Interviews mit Boulevardzeitungen funktioniert, fliegt Faymann auf Facebook heftig um die Ohren. Für belanglose Statusmeldung erntet er bissige Kommentare, schlaue oder unbequeme Rückfragen (die unbeantwortet bleiben!), Beschimpfungen und Spott. Der Befund vom handfesten Kommunikationsdesaster trifft zu. Der Kanzler wird auf Facebook zur Witzfigur, das Original "Bundeskanzler Werner Faymann" wird zur realen Polit-Satire. Die Facebook-Community stellt den Bundeskanzler bloß, der drohende Gesichtsverlust steht im Raum.

Dieses Desaster kennt mehrere Väter. "Werner Failmann" ist nur einer davon: Parallell zum Auftritt des Kanzlers startete die Faymann-Satire auf Facebook - im Gegensatz zum Original sehr erfolgreich. Warum? Weil Failmann auf Facebook jene Emotionen abschöpft, die Faymann durch sein Verhalten erst geweckt hat. Wird der Kanzler auf Facebook beschimpft, eilt ihm niemand zur Hilfe - zumindest keiner, der nicht vermutlich vorher von der SPÖ organisiert worden wäre. Werner Faymann wird auf Facebook von keiner kritischen Masse getragen, die sich für ihn begeistert und engagiert, während seiner Karikatur Werner Failmann die Herzen zufliegen.

Fest steht, dass der Kanzler bei seinem Schritt miserabel beraten war. Facebook ist eben nicht die "Kronen Zeitung" im Web. Wer immer Faymann das erzählt hat, lag falsch. Mit organisierter Kommunikation kann man auf Facebook nur eines: baden gehen. Ein Strategiewechsel wird jetzt schwer. Menschen interessieren sich für Menschen, und Menschen lieben gute Geschichten. Menschen (auch Politiker), die aber andere Menschen scheuen und keine interessanten Geschichten zu bieten haben, haben es auf Facebook doppelt schwer. Besser ein schnelles Facebook-Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Facebook-Seite Bundeskanzler Werner Faymann