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Fed oder EZB: Wer spielt besser Poker?

Von Hermann Sileitsch

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Der Unterschied könnte kaum größer sein: Die US-Notenbank Federal Reserve kündigte ihr gewaltiges Gelddruckprogramm (600 Milliarden Dollar) von langer Hand an und hielt die Märkte wochenlang in fast euphorischer Erwartung.


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Die Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank sind weder der Größe (67 Milliarden Euro) noch Wirkung nach vergleichbar. Selbst das wird in Frankfurt konsequent kleingeredet: Während EZB-Chef Jean-Claude Trichet eine unveränderte Politik ankündigte, kaufte die EZB im Hintergrund Anleihen wie seit Monaten nicht.

Ein Bluff, aber mit welchem Zweck? Dafür dürfte weniger der interne Zwist mit Hardlinern wie dem EZB-Ratsmitglied Axel Weber, welcher die Anleihenkäufe verteufelt, entscheidend sein, sondern das Selbstverständnis der EZB: Sie will wieder mehr politische Unabhängigkeit demonstrieren. Kurzfristig riskiert sie, die Märkte zu verunsichern. Langfristig sichert sie sich dadurch Glaubwürdigkeit und Handlungsfähigkeit.

Und sie erhöht den Druck auf die Regierenden, die Sanierung der Haushalte und Ungleichgewichte sowie die politische Integration voranzutreiben. Riskant, aber falls die Eurozone die Kalamitäten überlebt, wird sie gestärkt daraus hervorgehen. Denn in den USA zerbricht sich noch niemand den Kopf über Schulden.