Zum Problem, dass Österreich bald viele Ärzte für Deutschland ausbilden wird, kommt die Gefahr, dass zu wenige Jungmediziner Allgemeinmediziner werden, weil der Facharztberuf mehr lockt.
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Probleme beim Ärztenachwuchs zeichneten sich auch ohne das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) schon ab. Immer weniger Ärzte wollen in ländlichen Gebieten ordinieren. Der Plan, einen "Facharzt für Allgemeinmedizin" einzuführen und dafür die Ausbildung der Allgemeinpraktiker von drei auf sechs Jahre zu verlängern, birgt Gefahren. Erstens würden in einer Übergangszeit keine Allgemeinmediziner nachrücken, und zweitens ist zu befürchten, dass angesichts der Ausbildungsverlängerung der Trend zur speziellen Facharztausbildung zunimmt. Wenn der praktische Arzt, Nachfahre des legendären "Hausarztes", rarer wird, hat das Auswirkungen auf das gesamte Gesundheitssystem.
Reiner Brettenthaler, Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), sieht eine andere Gefahr: Wenn nun viele Deutsche den Österreichern an den Medizin-Universitäten die Studienplätze wegschnappen, später aber in Deutschland, praktizieren, droht in Österreich ein Ärzte-Engpass. Heuer kam das umstrittene "First come - first serve"-Prinzip sogar noch den Österreichern, so sie vor dem Urteil des EuGH inskribierten, zu Hilfe, in Zukunft müssen sie sich in strengen Selektionsprüfungen der zumindest quantitativ enormen deutschen Konkurrenz stellen.