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Das Wiener Volkstheater ehrt mit Felix Mitterers Auftragswerk "Du bleibst bei mir" nicht nur eine der großen Ahnfrauen der Bühne, sondern auch eine politisch couragierte Schauspielerin: Dorothea Neff versteckte ihre jüdische Geliebte zwischen 1941 und 1945 in ihrer Wohnung - und setzte damit auch ihre Theaterkarriere aufs Spiel.
Darüber hinaus macht das Stück auf einen eklatanten Mangel aufmerksam: Es herrscht - auch nach Elfriede Jelineks "Burgtheater" (1986) - nach wie vor ein Defizit bei der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit heimischer Bühnen. Sowohl wissenschaftlich wie szenisch. Man sucht vergeblich nach einem aktuellen Buch, das fundiert darüber Auskunft gibt, wie sich das Burgtheater während der NS-Zeit positioniert hat. Welche Publikation berichtet darüber, was sich seinerzeit am Volkstheater tatsächlich hinter den Kulissen abspielte? Man wird keine einschlägige Studie finden.
Hierzulande herrscht eine überschaubare Neugier auf die dunkle, die nicht so anekdotenreiche Seite der Theatergeschichte. Eine der ersten Bühnen, die eine tiefer gehende Aufarbeitung der Ereignisse während des NS-Regimes zuließ, war übrigens das Theater in der Josefstadt. Das Ergebnis, der Dokumentationsband "Kultur, Politik, Ideologie für Eliten", herausgegeben von Gerald M. Bauer und Birgit Peter, stellt eine rühmliche Ausnahme dar. Fortsetzung dringend erwünscht.