Multikulturelles Open-Air-Konzert der Wiener Festwochen. | Wien. Als Stadt der Weltmusik präsentiert sich Wien am Samstagabend: Nur einen Tag nach der offiziellen Festwochen-Eröffnung auf dem Rathausplatz bringt dort ein weiteres Open-Air das Können internationaler Musiker, die in Wien beheimatet sind, zur Geltung.
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Auf die Bühne gestellt hat sie Wolfgang Schlag, Kurator von "Into the City" - einer Programmschiene der Festwochen, die durch ungewöhnliche Veranstaltungsorte und den Einbezug von Migranten-Communities kulturelle Schnittstellen thematisiert.
Kürzlich ist der von Schlag in fünfjähriger Sammelarbeit zusammengestellter Sampler "Migrant Music Vienna" erschienen, der mit 61 Bands aus 41 Ländern einen guten Überblick über die Wiener Weltmusikszene gibt. Viele international bekannte Namen finden sich darunter. Die Produktions-, Absatz- und Auftrittsmöglichkeiten sind in Wien optimal, meint Schlag. Renommierte Veranstaltungsorte wie das Konzerthaus setzten sich heute ernsthaft mit Weltmusik auseinander.
Bedingt durch die Lage sei Wien vor allem bei Künstlern aus Ost- und Südosteuropa gefragt. "In Wien fängt der Balkan an", so Schlag. Deshalb sei der zweite Teil des Open Airs auch ein Schnellzug durch den Balkan, der in 50 Minuten südosteuropäische Popgeschichte nach Wien transportiere - so kompakt, wie man es so bald nicht wieder erleben könne.
Wie internationale Musik aus Barcelona und New York klingt, davon kann man sich im dritten Teil ein Bild machen, wenn Ojos de Brujo und Balkan Beat Box spielen. Stilistisch besonders vielfältig ist der erste Block: Musiker aus Brasilien, Sri Lanka, Marokko und dem Kongo treten auf, darunter einige, deren Stil man nicht unbedingt einen weltmusikalischen nennen müsste.
So ist etwa die Rai-Musik des Marokkaners Kadero in Nordafrika Popmusik; der aus dem Kongo stammende Topoke sieht seinen Stil eher als Crossover mit politischer Botschaft. Wie lässt sich Weltmusik heutzutage eigentlich definieren? Das Hauptmerkmal für Wolfgang Schlag: die Erkennbarkeit eines ethnischen Hintergrunds und dessen Weiterentwicklung.
Urbane Mischung
Von jüngsten Entwicklungen merkt man in Wien freilich wenig. Die Weltmusik ist insgesamt urbaner geworden und findet Einzug in die jungen internationalen Underground-Kulturen. "New Whirled Music" nennt Musikethnologe und DJ Wayne Marshall diese neue Musik. Globale Genres wie HipHop oder Techno werden mit lokalen Stilen vermischt. Neuester Trend ist der "Global Ghetto Tech", entstanden durch das zunehmende Interesse an neuen Genres, die in den Ghettos postkolonialer Metropolen entwickelt wurden. Stile wie Funk Carioca aus Brasilien, Kwaito aus Südafrika, Kuduro aus Angola und Reggaeton aus der Karibik sind mittlerweile auch in den Charts.
* www.festwochen.at
www.lotusrecords.at *