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An den Feiertagen, da können sie's; zeigen sie uns, was sie draufhaben. Sie, die Sender mit dem Kulturauftrag. Da hat die Morgenstund' überreichlich Musik im Mund. So geschehen wieder einmal am letzten Feiertag, Christi Himmelfahrt. Zwischen 10 und 12 Uhr kam es für den Liebhaber großer Chor- und Orchesterwerke ganz dicht. ORF 2 brachte Verdis "Messa da Requiem". 3sat Mahlers 8. Sinfonie, und bei Südwest konnte man bei der "Schöpfung" Joseph Haydns dem klingenden Gottesbeweis lauschen.
Das herrliche Wetter sprach dann eindeutig dagegen, zu Hause zu bleiben, um sich mit kleinem Bildschirm für große Musikantenscharen und schlechtem Ton zufrieden zu geben oder gar eine Art Konferenzschaltung herzustellen. Nicht gepflanzt fühlte sich, wer die Meisterwerke im Konzertsaal erlebt oder auf Platte zu bestmöglichen akustischen Bedingungen zur Hand hat. Am späteren Abend hatte der vielseitige Musikfreund erneut die Qual. Allein die ersten Minuten von Brittens "Billy Budd" nahmen gefangen. Doch wenig später begann in Österreich 1 die "Bob-Dylan-Radionacht". Zumindest bis Mitternacht wollte man bei dieser ausladenden Geburtstagsfeier zugegen sein - einmal mehr seinen Ohren trauen, dass man bereits fast 40 Jahre lang in der Gegenwart eines Genies verbracht hat und sich auf ein paar weitere Jahre freut. "It's not dark yet . . ."
Entspannung zwischendurch bot der trotz zeitweiliger Rucki-zucki-Kamera (kann man diesen neumodischen Unsinn nicht baldigst abstellen?!) sehenswerte "Feierabend" auf ORF 2. Das Porträt des austro-chinesischen Arztes Chao Lei Meng zeigte einmal mehr, wie schön es ist, wenn das Völker- und Kulturverbindende in einem einzigen Menschen passiert und bestens aufgehoben ist.