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Die tödlichen Schüsse auf Polizisten in Dallas haben gravierende gesellschaftliche Auswirkungen in den USA. Die Debatte um staatlichen Rassismus wird immer erbitterter. Und sie ist längst keine reine Debatte mehr, sondern nähert sich gefährlich der Grenze zum Bürgerkrieg. Die Auswirkungen dieser öffentlichen Hinrichtung weißer Polizisten hat nun auch zur Folge, dass der Start der US-TV-Serie "Shooter" verschoben wird. Der Sender USA Network wird die erste Folge der Serie nun, eine Woche (!) später als geplant, am 26. Juli zeigen - "aus Respekt und Ehre für die getöteten Polizisten", so einer der Darsteller. Die Serie handelt nämlich von einem früheren Heckenschützen. Und ein solcher hatte vergangene Woche bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt in der texanischen Metropole fünf Polizisten getötet.
Die Aktion des Senders grenzt an Zynismus und ist nur eine minimale Verzögerung der Gewaltspirale, die sich in den USA so schnell dreht wie in keinem anderen westlichen Land. Es ist ein mikroskopisch kleines Feigenblatt, das die gravierenden Missstände im US-Waffengesetz kaum verdeckt. Die Medien tragen mit der Verherrlichung von Gewalt und der Glorifizierung des Rechtes auf Selbstverteidigung ihren Teil dazu bei, dass sich in den USA ein ganzes Volk bewaffnet hat. Kinder am Schießstand inklusive. Keine Schusswaffen, keine Schusswaffenopfer - die Gleichung ist sehr einfach. Doch selbst wenn die Waffenlobby auf Kurse zu Selbstverteidigung umsatteln würde, gäbe es Widerstand der Pharmaindustrie. Gut trainierte, gesunde Bürger? Das würde den Großteil der US-Wirtschaft zusammenbrechen lassen.