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Feiger Terror

Von Walter Hämmerle

Leitartikel

Es fällt schwer, den feigen Terror, der seit Tagen die italienische Hauptstadt in Atem hält, rational und emotionslos zu analysieren. Im Namen einer vermeintlich besseren Welt ist schließlich schon sehr viel Blut vergossen worden. Meistens war es zudem das von Unschuldigen, von völlig unbeteiligten Dritten. Und über die Frage der Legitimität von Gewalt im Angesicht von Ungerechtigkeit und Unterdrückung zerbrechen sich Philosophen und Moraltheoretiker bereits seit vielen Jahrtausenden den Kopf.


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Doch alle möglichen Rechtfertigungen für Gewalt - sofern man denn überhaupt zum Schluss kommen möchte, dass es solche geben kann - könnten in diesem Fall allenfalls als grandiose Obszönität taugen: Wie krank müssen die Gedankengänge jener offensichtlich linksextremen-anarchistischen Terroristen eigentlich sein, die Paketbomben an diplomatische Vertretungen in Rom versenden? Nicht unter den Bedingungen eines totalitären oder faschistischen Staates, sondern unter dem Schutzmantel eines liberalen Rechtsstaates.

Paketbomben gehören wohl zu den feigsten Instrumenten, die das ohnehin an hinterhältigen Methoden reich bestückte Arsenal der Terror-Angstmaschinerie zu bieten hat: Sprengstoff, der - von der Post geliefert - genau dann explodiert, wenn man ihn nichts ahnend in den Händen hält. Und die Täter sitzen weit entfernt in Sicherheit.

In Österreich wissen wir bestens Bescheid um deren erschreckende Wirksamkeit, seit der durchgedrehte rechtsextreme Verschwörungstheoretiker Franz Fuchs Mitte der 1990er seine feigen Sprengfallen verschickt hat. Fuchs versetzte damals ein ganzes Land in Angst und Schrecken.

Noch tappen die Behörden auf der Suche nach den Tätern, die für die Attacken auf Botschaften in Rom verantwortlich sind, und ihren Motiven weitgehend im Dunkeln. Von Anarchisten oder Öko-Terroristen ist die Rede, die über ein Netzwerk in Griechenland, Italien und Spanien verfügen sollen. Für ihren Kampf "gegen das System" - was auch immer dieses "System" darstellen soll - nehmen sie das Opfer von Menschenleben in Kauf. Terror bleibt Terror, egal aus welchen Motiven heraus die Gewalt verübt wird.