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Feilschen hinter den Kulissen

Von WZ-Korrespondent Arian Faal

Politik

Iran könnte Uran-Forschung im Land erlaubt werden. | Washington, Paris und London dagegen. | Wien. Der Atomstreit zwischen dem Westen und dem Iran bleibt weiterhin facettenreich. Am Dienstag Nachmittag erklärten die iranischen Diplomaten am Rande der Gouverneurstagung der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO völlig überraschend, die industrielle Urananreicherung für maximal zwei Jahre aussetzen zu wollen. Ex-Atom-Chefunterhändler Rohani sprach von einer "einmütigen Entscheidung".


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Beobachter verwiesen Dienstag darauf, dass der Iran vorerst technisch ohnehin nicht in der Lage wäre, Urananreicherung in großem Umfang vorzunehmen.

Irans Schritt könnte eine Reaktion auf schon zuvor kursierende Varianten eines angeblichen neuen russischen Vermittlungsvorschlags sein. Demnach solle sich Teheran verpflichten, die industrielle Uran-Anreicherung für mehrere Jahre auszusetzen, dafür aber - anders als von der EU ursprünglich gefordert - die Erlaubnis erhalten, die Anreicherung für wissenschaftliche Zwecke in einem eng begrenztem Rahmen fortzusetzen.

Österreich wartet ab

Sowohl von britischer als auch von französischer Seite war die Haltung zur russischen Idee von Skepsis geprägt, Deutschland zeigte sich prinzipiell gesprächsbereit. Das EU-Vorsitzland Österreich gab sich gegenüber der "Wiener Zeitung" eher wortkarg. Die neuen Vorschläge seien rein spekulativ und hätten keinen offiziellen Charakter, deshalb wäre es auch unangebracht, sie zu diesem Zeitpunkt schon zu kommentieren, so ein Sprecher des Außenamts. Die Russen müssen zudem nicht nur die Europäer überzeugen, sondern auch Washington. Der russische Außenminister Lawrow flog deshalb trotz US-Vorbehalten - US-Außenamtssprecher Tom Casey meinte in Anspielung auf eine Urananreicherung im kleinen Rahmen, dass man ja schließlich auch nicht "nur ein bisschen schwanger" sein könne" - nach Washington. Aus den USA kamen in den letzten Tagen sehr deutliche Signale, dass man in Kürze eine Überweisung der Causa Iran an den UN-Sicherheitsrat erwarte. Hinter vorgehaltener Hand betonten Diplomaten bei der IAEO, dass Moskaus Versuche, einen Konsens zu finden, von starken Wirtschaftsinteressen geprägt seien. Nach einer Einigung sollen nämlich im Iran weitere 20 Atomkraftwerke mit russischem Know-How entstehen. Am Mittwoch wird weiterverhandelt.

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