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Feilschen um Bawag bis zuletzt

Von Karl Leban

Wirtschaft

Im ÖGB fiel am Donnerstagabend die Entscheidung. | Geldsegen für leere ÖGB-Kasse. | Wien. Schneller als erwartet hat der Gewerkschaftsbund schon am Donnerstag im engsten Kreis entschieden, an wen er die Bawag verkauft. Wer das Rennen um Österreichs fünftgrößte Bank gemacht hat, blieb bis Redaktionsschluss aber ein noch streng gehütetes Geheimnis.


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Als heiße Favoriten aus dem Kreis der vier Finalisten waren zuletzt die Bayerische Landesbank und ein vom US-Fonds Cerberus angeführtes Bieterkonsortium (mit Generali und Wüstenrot an Bord) gehandelt worden.

Um mit letzten Beratungen einen Beschluss offiziell auf den Weg zu bringen, hat der ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer für Donnerstag Abend eine Sitzung des Bundesvorstands einberufen. An wen die Bawag geht, sollte im Anschluss an diese Sitzung via Pressemitteilung verlautbart werden. Eine Pressekonferenz zum wohl spektakulärsten Banken-Deal in der Geschichte des Landes, ist für Freitag Vormittag jedenfalls fix angesetzt.

Fünf Monate lief der Verkaufsprozess für die Bawag. Im Poker um die ÖGB-Bank soll bis zuletzt noch heftig gefeilscht worden sein. Um sich bestmöglich in Position zu bringen, soll es in den Endverhandlungen kurz vor dem Zieleinlauf zu weiteren Aufbesserungen bei den Offerten gekommen sein.

Neben Cerberus und der BayernLB hatten sich der amerikanische Finanzinvestor Lone Star (mit der österreichischen Kommunalkredit als Partner) sowie ein vierter, unbekannter Kandidat in einem letzten Kraftakt nochmals in die Bieterschlacht geworfen.

ÖGB aus dem Schneider

Angesichts der Höhe der gebotenen Kaufpreise steht bereits fest, dass der insolvenzbedrohte ÖGB auf jeden Fall finanziell aus dem Schneider ist und sich mit dem Verkauf der Bawag aus seiner Schuldenfalle - kolportiert werden 2,34 Mrd. Euro - befreien kann. Fix ist auch, dass der Steuerzahler verschont bleibt, was die 900 Mio. Euro schwere Staatshaftung für die durch das Karibik- und Refco-Fiasko zerrüttete Bawag betrifft. Mit dieser Garantie musste die von Skandalen geschüttelte Bank im Frühjahr aufgefangen werden, sonst hätte sie nicht bilanzieren können.

Agenturberichten zufolge hat die BayernLB, die schon seit Beginn des Verkaufsverfahrens bei einem Großteil führender ÖGB-Funktionäre als Wunschkandidat galt, 2,6 Mrd. Euro für die Bawag geboten. Außerdem soll sie sich bereit erklärt haben, der kapitalschwachen Bank mit einer Geldspritze von etwa 600 Mio. Euro unter die Arme zu greifen. Die Bayern waren noch bis vor zwei Jahren an der Bawag beteiligt, nach wie vor sind sie mit ihr über eine Kooperation verbandelt. Eine Schlüsselrolle spielt die BayernLB, eine der zehn größten deutschen Banken, im Zusammenhang mit einem Großkredit, den sie dem ÖGB für den Kauf ihres damaligen Bawag-Anteils eingeräumt hatte.

Dem US-Fonds Cerberus, der sich erst vor wenigen Tagen auch die Österreichische Post als gewichtigen Partner angelacht haben soll - wird nachgesagt, um die 3 Mrd. Euro geboten zu haben. Die Amerikaner wollen die Bawag zur Europa-Zentrale der kürzlich erworbenen "GM Bank" machen, über einen Börsegang in ein paar Jahren aber wieder aus dem Institut aussteigen. Ähnliche Pläne für die Bawag - Sanierung mit anschließendem Aktienverkauf über die Börse - waren auch bei Lone Star durchgesickert. Die Amerikaner sollen an die 3 Mrd. Euro geboten haben.

War Allianz doch dabei?

Aufregung herrschte am Donnerstag um den vierten Bewerber. Laut "Handelsblatt" soll der deutsche Versicherungskonzern Allianz doch noch bis zum Schluss der Finalrunde mit von der Partie gewesen sein. Mit einem kolportierten Angebot von weniger als 2,5 Mrd. Euro wurden ihm allerdings kaum Chancen auf den Zuschlag eingeräumt. Bei der Allianz in München hieß es dazu: "Kein Kommentar."

Seit 1998 kooperiert die Allianz mit der Bawag in Österreich. Die Bawag vertreibt für die Allianz über ihr Netz Polizzen (Schaden/Unfall), während die Allianz ihren Kunden Bawag-Kredite anbietet. Beide betreiben auch gemeinsam eine Pensions- und eine Mitarbeitervorsorgekasse.