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Feine Fisimatenten

Von Sabine Ertl

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Wissen Sie, woher der Begriff Fisimatenten stammt? Diese Frage stellte die jüngste Sendung in der arte-Reihe, "Karambolage". Ein deutsch-französisches Panoptikum, das 15 Minuten Eigenheiten beider Nationen analysiert.

Laut Duden steht Fisimatenten für "leere Ausflüchte", im Sinne von "mach keine Fisimatenten!". "Karambolage" spürte dem vieldeutigen Wort nach und erklärte es mit "visae patentes", dem Handel mit Patenten, und mit "Visitez ma tente" ("besuchen Sie mein Zelt"), der Einladung napoleonischer Offiziere an deutsche Mädchen. Unabhängig von der korrekten Bedeutung sind Fisimatenten ein Ausdruck für Völkerverständigung, hieß es dann nachdrücklich.

Wie diese praktisch aussieht, zeigte der anschließende Film über das deutsch-französische Verhältnis. Drei Epochen, drei Paare, drei Gesten: Adenauer und de Gaulle 1963 in Paris, ein angespannter Adenauer wird von seinem Protokollchef geschubst und fällt dem verdutzten de Gaulle in die Arme. Kohl und Mitterrand 1984 in Verdun: Ein tief bewegter Kohl ergreift die Hand von Mitterrand und lässt sie nicht mehr los. Schröder und Chirac in Caen 2004: Schröder will Chiracs Hand schütteln, der will aber mehr, drückt Schröder an die Brust und klopft ihm auf den Rücken.

Ein herrlicher Beitrag, der einen lehrreichen wie humorvollen Blick auf die Geschichte wirft. Ich wünschte mir mehr davon. Für alle, die auch des Fernseh-Einerleis müde sind, bietet die arte-Homepage alle Beiträge im Videoformat.