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Feng-Shui und String-Tanga

Von Hermann Schlösser

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Ein gewissenhafter Linsenrichter darf natürlich nicht immer dieselben Programme anschauen. Deshalb habe ich am Montagabend einmal nicht "Treffpunkt Kultur" ausgesucht, sondern bin sowohl dem ORF untreu geworden als auch der Kultur. Meine Wahl fiel auf "natur Trend" (RTL). Diese Sendung nennt sich "Umweltmagazin", ist aber genau besehen eher der Sparte "Lifestyle" zuzurechnen, und ein bisschen sexy geht es auch zu. Der Feng-Shui-Berater Peter Fischer, der bei der Arbeit beobachtet wurde, wirkte z. B. als Paartherapeut. Einem Ehepaar empfahl er, das gemeinsame Bett nicht in die kleinste Kammer zu zwängen, sondern ihm einen Ehrenplatz im größten Gemach einzuräumen. Das Paar folgte diesem Rat - und fühlte sich gleich sehr viel glücklicher im Bett.

Ein zweiter Beitrag des Magazins war dem String-Tanga gewidmet - also jenem sehr knappen Slip, der sich besonders gut macht, wenn er unter Jeans getragen wird. Zumindest ergab eine Befragung in Berlin, dass Männer es gerne sehen, wenn sich auf den hautengen Jeans der Frauen keine Streifen oder Falten abzeichnen. ("Man kann sich dann einbilden, sie haben drunter gar nichts an", erklärte einer der Befragten in schnörkellosem Klartext.) Über die vielen Vorteile dieses Wäschestücks wurde lange philosophiert, aber der Refrain hieß immer: Ein String-Tanga ist einfach geiler als eine Unterhose konventionellen Stils. Wie gesagt, mit "Umwelt" hatte das alles herzlich wenig zu tun. Aber es trug natürlich zu der erotisierten Stimmung bei, die auf vielen Privatsendern ausbricht, wenn die Mitternacht naht.