Walderlebniswochen oder Sport- und Wissens-Camps für Kinder der Mitarbeiter.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Viele berufstätige Eltern kennen das Problem: Wohin nur mit den Kindern in den Ferien? Gerade während der langen Sommerferien, wenn die Schule für neun Wochen pausiert und die meisten Kindergärten geschlossen haben, mangelt es an Betreuungsplätzen für die Kleinsten. Einige haben das Glück, ihren Nachwuchs in die Obhut von Oma und Opa geben zu können. Aber all jene, die diesen Luxus nicht genießen, müssen schauen, wo sie ihre Kinder unterbringen.
Eine Reihe von österreichischen Unternehmen kommt ihren Angestellten entgegen, indem sie einen eigenen Kinderbetreuungs-Service anbieten.
Heimische Firmen bieten familienfreundliche Services
"Die Oesterreichische Kontrollbank bietet heuer zum zweiten Mal Kinderbetreuung im Rahmen einer Walderlebniswoche an", sagt Martina Ganzera-Veraszto von der OeKB. "Die Kinder werden direkt im Wald betreut und verbringen somit den ganzen Tag in der Natur." Darüber hinaus steht den Eltern in der OeKB ganzjährig ein Hort zur Verfügung.
Auch der weltgrößte Versicherungskonzern, die Allianz Gruppe, bietet für den Nachwuchs seiner österreichischen Beschäftigten ein Betreuungsprogramm an. In vier Sommer-Wochen können 3- bis 14-jährige Kinder unterschiedliche Sport- und Wissens-Camps besuchen. "Der Kids Corner ist eine unserer Sozialleistungen", sagt Allianz-Sprecherin Elisabeth Rashid. "Es nehmen bis zu 20 Kinder die Betreuung in Anspruch." Mit einem Budget von 30.000 Euro werden externe Pädagogen engagiert und die Eltern zahlen je nach Angebot einen Selbstkostenbeitrag in der Höhe von maximal 20 Euro pro Tag.
"Wir haben die Kinderbetreuung in den Ferien erstmals 2005 angeboten", sagt Helmut Schebesta von der Steuer- und Unternehmensberatung Schebesta und Holzinger in St. Pölten. Seit 2010 sei das Angebot aber aufgrund der ausgeweiteten Ferienbetreuung der Kindergärten obsolet. Hängen geblieben ist laut Schebesta der familienfreundliche Einschlag, der dazu geführt hat, dass "wir äußerst positive Erfahrungen im Bezug auf Bewerbungen gemacht haben und qualifizierte Mitarbeiter gewinnen konnten".
Ein Wettbewerbsvorteil im Kampf um die besten Köpfe
Dass familienfreundliche Strukturen kein Selbstzweck sind, beweist auch eine aktuelle Studie des deutschen Wirtschaftsforschers Helmut Schneider. Demnach bringen Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen messbaren wirtschaftlichen Mehrwert.
So sinkt laut Schneider die Zahl der krankheitsbedingten Fehltage im Schnitt um 2,8 Tage bei familienfreundlichen Betrieben. Darüber hinaus würden die Mitarbeiter signifikant seltener die Firma wechseln und motivierter ans Werk gehen. Das kann auch Elisabeth Rashid von der Allianz bestätigen: "Familienfreundliche Arbeitsbedingungen führen zu einer gesteigerten Motivation, Loyalität und Einsatzbereitschaft."
Schlussendlich ist es aber wohl der Kampf um die besten Köpfe, der Unternehmen zu familienfreundlichen Maßnahmen bewegt. In Österreich dürften in den nächsten Jahren laut Regierungsberechnungen rund 50.000 Fachkräfte fehlen. "Das Angebot einer Ferienbetreuung kann hier im Einzelfall ausschlaggebend sein, dass sich der Wunschkandidat für das Unternehmen entscheidet", betont Martina Ganzera-Veraszto von der OeKB.