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Fernöstliche Ritterspiele

Von Hermann Schlösser

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Im landläufigen Sinn steht das Kürzel "SF" für Science-Fiction, aber landläufig ging es am Dienstagabend ab 22.25 Uhr auf 3sat gerade nicht zu: SF bedeutete hier "Samurai Fiction", und der japanische Film, der diesen Titel trug, ist nicht ganz einfach zu beschreiben. Am ehesten könnte man behaupten, hier seien die Pradler Ritterspiele in den fernen Osten verlegt worden. Aber das wäre höchstens die halbe Wahrheit.

Die Handlung des Films ist rasch erzählt: Ein Japaner wird ins 17. Jahrhundert zurückversetzt, verwandelt sich in einen Ronin, also einen herrenlosen Samurai, und raubt das Prunkschwert des Shogun. Daraufhin versuchen andere Samurai, das Schwert zurückzuerobern. Doch gibt es nur einen Kämpfer, der den Ronin besiegen könnte - der aber weigert sich, den Kampf aufzunehmen. Bis es dann am Ende des Films doch zum Duell der Giganten kommt . . .

Schwerer zu beurteilen ist, was dieser Film "sollte". Ganz sicher machte er sich über jene nostalgisch-heroischen Samurai-Filme lustig, wie sie etwa der Regisseur Akira Kurosawa gedreht hat. Die Samurai, die hier auftraten, waren allesamt dümmliche Burschen, und einer der allerdümmsten hieß "Herr Kurosawa". Er wurde auch als einer der ersten abgestochen. Andererseits aber gab es eine kleine Liebesgeschichte, die nicht satirisch war, sondern poetisch und sanft. Wie sich diese Nebenhandlung zur forciert albernen Stimmung des Ganzen verhielt, blieb ein bisschen unklar. Aber man muss ja nicht alles verstehen, was aus fremden Ländern kommt. Und interessant war der Film auf jeden Fall.