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Fernsehen, erfrischend direkt

Von Bernhard Baumgartner

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Es war eine der wenigen Sternstunden des Fernsehens, die auch nach Jahrzehnten immer noch lustig sind. Zwar nicht für die Beteiligten, wohl aber für den Zuseher. Denn dem dänischen Gesundheitsminister Bertel Haarder (66) ist ein Interview mit dem dänischen Fernsehen - sagen wir einmal - leicht entglitten. Nachdem der Interviewer sich nicht an die zuvor abgesprochenen Fragen hielt, rastete der Minister aus. Er bezeichnete den Journalisten als "Arschloch" und meinte: "Du behandelst mich hier wie Scheiße." Das gegenseitige "Du" ist in Dänemark übrigens normal. "Wenn du in so einer Stimmung bist, solltest du dich nicht filmen lassen", versuchte der Interviewer den Minister zu beruhigen. Aber Haarder war zu diesem Zeitpunkt über eine Frage zur Anzahl von Operationen gegen Fettleibigkeit so erbost, dass es kein Halten mehr gab. Immer wieder startete der Rechtsliberale neue Verbalattacken: "Du kannst hier Freitagabend nicht mit Fragen kommen, von denen ich keinen Schimmer habe. Mir reichts." Um dann den Interviewer anzuschreien: "Frag, verflucht nochmal. Du bist hier der Herrscher."


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Haarder hatte sich am Tag danach für die Ausfälle entschuldigt, er stand unter Stress und der Journalist habe durch das mehrfache Wiederholen von Fragen Zeit vergeudet. Interessant ist, dass in diversen Internetforen viele Poster durchaus Verständnis für den gestressten Minister äußerten. Dass es mitunter zum Job gehören kann, kritisch nachzuhaken, wenn der Interviewte ausweicht, wird in der Tat oft übersehen und ein entsprechendes Verhalten als unhöflich empfunden. Oft ist es wohl eine Gratwanderung, die manchmal gelingt und manchmal nicht. Im Falle Haarders war das wohl offensichtlich nicht der Fall.