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Der ORF hat es nicht leicht. Dass sich jemand aufregt, wenn er Neues ausprobiert oder wenn er seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag nicht entspricht, ist klar. Dass sich jedoch selbst dann jemand auf den Schlips getreten fühlt, wenn er gar nichts tut und sich wie eh und je verhält, zeugt von besonderer Glücklosigkeit.
Das traditionsreiche bunte ORF-Oster-Programm gefällt der Initiative "Religion ist Privatsache" nämlich gar nicht. Sie droht dem ORF-Chef Alexander Wrabetz, er möge die vorgesehene Schweigeminute im Programm am Karfreitag streichen oder es werde eine Beschwerde bei der KommAustria eingebracht. Außerdem habe Wrabetz für ein ausgewogenes österliches Sendeprogramm zu sorgen.
Einer Initiative mit 1300 Facebook-Freunden stehen in diesem Fall 5,4 Millionen Katholiken gegenüber. Darüber hinaus feiert auch die große Zahl der Ausgetretenen nach wie vor Ostern. Es ist auch Auftrag des ORF, über die Hintergründe eines Brauches zu informieren. In diesem Fall gibt es da nichts auszusetzen. Auch hat der ORF eine ausgezeichnete Religions- und Minderheitenredaktion, die mit viel Gespür den anderen Religionen der Welt nachgeht. Abgesehen davon schadet eine Schweigeminute niemanden. Sie ist übrigens um 15 Uhr, da wird der Großteil ohnehin nicht vor dem Fernseher sitzen. Keine sanfte Missionierung also, wie der Vorwurf der Initiative lautet, sondern öffentlich-rechtlicher Auftrag. Das Recht, frei von Religion zu leben, wird durch das ORF-Programm sicher nicht missachtet. Dafür sorgen Filme wie "Avatar" und nicht zuletzt "Terminator III".