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Fernsehen ist schön

Von Stefanie Holzer

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Das Fernsehen ist wie das Wetter: Unverzichtbares und unerschöpfliches Gesprächsthema und gleichzeitig stetiger Anlass zum Jammern. Dabei gibt es Abende, die man eigentlich ganz zufrieden, nein regelrecht wohlig vor der Glotze zubringt. So am vergangenen Sonntag, als das erste Gewitter kam: Während sich der ORF mit Rosamunde Pilcher ins grenzenlose Reich der stupenden Liebe begab und der zweite mögliche Kanal Bruce Willis und Konsorten zum Thrillen zur Verfügung gestellt wurde, lud das erste deutsche Programm zum "Polizeiruf 110". Die Hauptkommissare Diekmann und Hinrichs hatten es mit einem Verbrechen zu tun, das noch aus der Zeit unmittelbar nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten herrührte. Aus Eifersucht war damals einer erschossen worden und weil es gut in den Geist der Zeit passte, wurde ein Stasi-Offizier dafür verantwortlich gemacht. Der beflissene Hinrichs und sein aus dem Westen zugezogener Kollege rollten eine komplexe Geschichte auf über Opfer, die Täter sind, und Täter, denen man übel mitgespielt hat. Schön ironisch waren die Szenen aus dem ostdeutschen Alltagsleben, in dem die Buben mit Panzer spielen wollen, was Mami unter dem Stichwort "Kriegsspielzeug" nicht gern sieht. Aber der Papi, der seinerzeit selber einen NVA-"Wir waren die Guten!"-Panzer hatte, schießt rätätätä! schon mal aus dem Rohr. Und im Altersheim erinnern sich die Insassen politisch unkorrekt an die Zeit vor der DDR und beleben altes, tausendjähriges Liedgut.