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"Das bisschen, was ich fernsehe, kann ich mir auch aus dem DVD-Shop holen", erklärte kürzlich ein Freund, warum er seinen riesigen Fernseher nun ins Ebay reinstellt und den dafür freigewordenen Platz einem Salzwasser-Aquarium widmet.
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Die DVDs mit "dem bisschen Fernsehen" - meist sind es amerikanische TV-Serien - sieht er sich dann via Laptop an. An dem, was die Sender im deutschsprachigen Raum bringen, ist er nicht mehr interessiert. Er ist kein Einzelfall. Nach der Generation jener, die das Fernsehen aus ideologischen Gründen aus dem Wohnzimmer verbannt haben, kommt nun scheinbar eine Generation, die das pragmatischer sieht: Fernsehen ja, aber strikt selektiv. Und zwar wann und wo man will. Dafür dann aber auch gerne zehn Serienfolgen am Stück.
Diese Entwicklung ist zwar sicher zahlenmäßig nicht besorgnis-erregend - es finden sich schon noch ein paar, die Hervorbringungen wie das Kunstfurzen im "Supertalent" oder Stefan Raabs "Stockcar Race" für eine angemessene Abendunterhaltung vernünftiger Menschen halten. Aber es zeigt, dass das Fernsehen an manche Gruppen heute nicht mehr herankommt. Denn die DVD-Erlöse (so die Serien überhaupt gekauft und nicht irgendwo heruntergeladen werden) sind vielleicht ein nettes Zubrot für die Sender. Das Geld jedoch wird mit der TV-Werbung gemacht, die die teils enormen Produktionkosten refinanziert. Wenn sich zu viele freiwillig aus diesem Prozess ausklinken, wird es eng.
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