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Fernsehtheater

Von Stefanie Holzer

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Wenn Kälte herrscht, und der Nebel wochenlang die Sonne versteckt, dann könnte auch ein geeichter Optimist an einer leichten Stimmungstrübung zu leiden beginnen. In dieser Lage muss man sich

selbst aufheitern und unterhalten, damit nicht eine langwierige Mittwinterdepression alles noch schlimmer macht. Hier kommt dem Fernsehen eine überaus wichtige Aufgabe zu: Bekanntlich kommt der, der

gut fernschaut, besser über trübe Tage und finstere Abende hinweg.

Therapeutisch höchst wundervoll wirkte der Schnitzler-Schwerpunkt auf 3 sat, der schon zu Weihnachten angefangen und sich bis in die letzte Woche mit Dokumentationen, Aufzeichnungen von Aufführungen,

Tagebuchlesungen und so weiter fortgesetzt hat. Ausnahmsweise war es nicht mühselig, sich aus dem überbordenden Programmangebot der Kabelkanäle einige durchaus belebende Fernsehabende

zusammenzustellen: Besonders zu loben war der Abend, an dem Erika Pluhar jeweils dieselbe Szene aus u. a. "Das weite Land" und "Anatol" dreimal, zu verschiedenen Zeiten realisiert, präsentierte. Es

war spannend zu sehen, wie unterschiedlich sehr gute Schauspieler je nach obwaltendem Zeitgeist ihre Rolle interpretierten. Erstaunlich, wie unbelebt und hölzern Karlheinz Hackl als Anatol in einem

modisch-verödeten Bühnenbild herumstand! Eigentlich waren die drei jeweils seit den sechziger Jahren entstandenen Szenen ein Argument für bedingungslose Werktreue . . . Es sei denn, eine Aufführung

wollte immer nur akkurat zu dem Zeitpunkt ihrer tatsächlichen Entstehung Gültigkeit haben?