Zum Hauptinhalt springen

Festtage für Herz und Hirn

Von Reinhold Aumaier

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Samstag: Als sich abzeichnete, dass die Deutschen den Österreichern heimgeigen würden - der Grund war leicht einsehbar: ohne Forchecking ka Musi -, wechselten wir Sendeplatz und Instrument. Die von 3sat entbotene "Zauberflöte" aus Zürich mit dem köstlichen Anton Scharinger als Papageno, der grandiosen Königin der Nacht und all den anderen, zog die waidwunde Seele einmal mehr in ihren Bann. Das Geniale, das Halbgöttliche aus Meisterhand stellte alles zur gleichen Zeit Programmierte und Ablaufende in den Schatten. Anders formuliert: Bruno Walter sprach, auf die "Zauberflöte" anspielend, von der wohltätigen, hilfreichen und beglückenden Macht der Mozart'schen Musik. Und wir spürten zum x-ten Male: Mehr kann man, als Wurm zwischen Himmel und Erde sich krümmend, an Göttlichem nicht bekommen - weil's einfach nicht mehr gibt.

Sonntag: Riskiert und gewonnen hat Andrea Eckert mit ihrem außerordentlichen Vortrag der Lyrik von Christine Lavant. Wir genossen die in ihrem tiefschürfenden Gestus fast "unaussprechlichen" Gedichte der singulären Poetin zur Musik von Bach. Ähnlich berührend, wenn auch in einer anderen Sprache daherkommend: die legendären Riederinger Sänger beim "Volksmusikabend" um 19 Uhr bei den Bayern. Ein gewisser, den Geist streifender Kick ging auch um 21.15 Uhr auf Ö1 von "Tao" aus: der religiöse Kern eines zelebrierten Fußballspiels wurde von verschiedenen Stimmen zur Sprache gebracht. - Montag: 24 Stunden nach Eckert las Peter Matic Marc Aurel. Sentenzen, die ebenso zur geistig-seelischen Hausapotheke gehören wie Mozart'sche Klänge. Im "Feierabend" auf ORF 2 dann die ebenso erhellende Begegnung mit Erwin Chargaff. Pfingsten war's - eine Spur von hl. Geist durchwehte das Programm.