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Wer sich derzeit in den privaten Radioprogrammen umhört, bekommt ungewohnt angriffige Töne zu hören. Von "fetten Boni" ist die Rede, die "der Wrabetz" (als Chef des ORF) kassieren will, gleichzeitig "sollen wir dann höhere Gebühren bezahlen", da werde "ungeniert abgecasht" - und überhaupt sollen die Hörer doch anrufen und ihrem Ärger über "die beim ORF" Luft machen. Die Anrufe werden dann im Programm gespielt.
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Solche Töne sind aus mehreren Gründen bemerkenswert. Einerseits weil sie einer konzertierten Aktion der Privatsender gegen den übermächtigen Gegener ORF entspringen. Das ist legitim, das dürfen die Privaten auch. Andererseits ist die Wahl der Mittel wohl nicht nur stümperhaft, sondern schrammt auch am Rande der Legalität vorbei.
Denn: Eine Gebührenerhöhung steht derzeit gar nicht im Raum, es geht vielmehr um eine Refundierung jener Gebühren, die der ORF nicht erhält, weil Menschen aus sozialen Gründen davon befreit sind. Dass das die Privatsender stört, ist klar - und verständlich, nur sollte man dieses legitime Ansinnen nicht mit einer Beugung der Fakten beschädigen. Es ist zu billig, Hörer anrufen zu lassen, um ihnen Gelegenheit zu geben, wahllos über den ORF zu schimpfen. Auch Privatsender sind gesetzlich zur Objektivität verpflichtet. Eine plumpe Kampagne für eigene Zwecke ist da wohl keine gute Idee.
Siehe auch:Privatsender greifen ORF geschlossen an