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Fettnapf im Äther

Von Mathias Ziegler

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Die Macher des Ö3-Weckers traten in ein Fettnäpfchen, aus dem sie sich nur mit Mühe herauswinden konnten. Auslöser der Misere, die dem ORF-Hitradio Ö3 den Zorn der österreichischen Behindertenlobby bescherte, war dieser Tage ein mäßig "lustiger" Versuch des "Ö3-Callboys" alias Gernot Kulis, den Punkteführerschein durch den Kakao zu ziehen.

Problematisch war dabei aber, dass Kulis einen Blinden vorgab, der - während der Fahrt - bei der Führerscheinstelle anrief und wissen wollte: "Nehm' ich meine drei Punkte mit oder verfallen die?" Gespickt war der "Scherzanruf" mit Details, die selbst einem befreundeten Blinden, der laut eigener Aussage "eigentlich sonst sehr liberal" ist, sauer aufstießen: Da fuhr doch angeblich ein Blinder mit Hilfe des Navigationssystems ("Mein Hund schaut eh für mich"), noch dazu mit Tempo 30 auf der Bundesstraße!

Kein Wunder also, dass die Blindenlobby über die Ausstrahlung dieses Fettnapfs verärgert war und sich vom Hörfunk - schlichtweg das Medium für blinde ORF-Konsumenten - verspottet fühlte. Postwendend wurde bei Ö3 interveniert.

Selbst die Grünen-Nationalratsabgeordnete und Behindertensprecherin Theresia Haidlmayr nahm sich der Sache an. Sie ließ sich mittlerweile vom ORF glaubhaft versichern, "dass es niemals die Art von Ö3 ist und war, Minderheiten zu diskreditieren". In Hinkunft wolle man auch beim "Callboy" darauf achten, dass Menschen mit Behinderungen nicht diskriminiert oder beleidigt werden.