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Fettzellen müssen sich vermehren können

Von Alexandra Grass

Wissen
Diabetes-Patienten müssen regelmäßig ihren Blutzucker kontrollieren. Foto: corbis

Übergewicht alleine führt nicht immer zu Diabetes. | Ein Protein fördert nötige Vermehrung von Zellen. | Wien. Übergewichtige Menschen erkranken meist dann an Diabetes, wenn sich die Fettzellen nicht ausreichend vermehren können. Die Folge ist, dass die vorhandenen weißen Fettzellen, die in erster Linie als - oft unerwünschter - Fettspeicher dienen, sich immer mehr vergrößern und schließlich absterben.


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Durch diesen Prozess angelockte Fresszellen - die Makrophagen - beseitigen zwar die abgestorbenen und kranken Fettzellen, verursachen aber andererseits auch chronische Entzündungen, die zu Leber- und Muskelverfettung führen. Die Folge davon ist Diabetes des Typ 2.

Forscher der Medizinischen Universität Wien sind nun auf einen wichtigen Mechanismus zur Entstehung dieser Art von Diabetes gestoßen. Demnach können bestimmte Abwehrzellen - die zelltoxischen T-Zellen - im Fettgewebe positiven Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf der Erkrankung haben, wie Jelena Todoric in ihrer Forscherarbeit schreibt.

Diese Abwehrzellen schütten in großen Mengen Interferon gamma (IFNg) aus, das die Vermehrung der Fettzellen fördert und damit verhindert, dass sich bestehende Zellen zu sehr vergrößern.

Ziel in diesem Mechanismus ist der sogenannte Hedgehog-Signalweg, den Studienleiter Harald Esterbauer gemeinsam mit dem Molekularbiologen Josef Penninger schon vor einem Jahr als Schalter zur Bildung von Körperfett identifizierte. Ist dieser Signalweg überaktiviert, wird das weiße Fettgewebe vollständig zerstört.

Interferon gamma kann diesen Vorgang blockieren und fördert die Vermehrung sowie die Entstehung neuer kleiner und gesunder Fettzellen, auf die das überschüssige Körperfett letztlich verteilt wird. Eine Fettentzündung kann auf diesem Wege wesentlich vermindert werden.

Ein Gen versorgtTumorstammzellen

Hedgehog (zu Deutsch: Igel) selbst ist ein Gen, das als wichtiger Regulator bei vielen Vorgängen maßgeblich beteiligt ist. So werden über dieses Gen auch die besonders langlebigen und gefährlichen Tumorstammzellen versorgt.

Todoric hat mit ihrer Arbeit an der Klinischen Abteilung für Medizinisch-Chemische Labordiagnostik der Meduni somit auch eine neue Türe in Richtung Krebstherapie aufgestoßen, wie Studienleiter Esterbauer betont. Mit Interferon gamma könnte demnach nicht nur bei Diabetes gezielt reguliert werden. Eine Überlegung sei auch, durch Interferon gamma die Versorgung der Tumorstammzellen zu unterbrechen und diese somit auszuhungern. "Das wäre ein neuer Zugang zu Behandlungen von Übergewicht, Diabetes und Krebs", erklärt Esterbauer.

Typ2-Diabetes hatte übrigens lange Zeit verharmlosend den Beinamen Altersdiabetes, weil er in der Regel erst im höheren Lebensalter auftrat. Allerdings wird der Diabetes Typ2 auch bei immer mehr jüngeren Menschen - darunter auch bei Kindern - diagnostiziert.

Aufgrund des Auftretens in jüngeren Jahren und der Gefahr der Entwicklung von massiven Gesundheitsschäden im Laufe des Lebens ist der Begriff Altersdiabetes daher nicht mehr angebracht.