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Rund 99 Prozent der derzeit etwa 342.000 Feuerwehrmitglieder versehen ihren Dienst freiwillig.
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Noch wurde das erlösende "Brand aus" beim Waldbrand in Hirschwang in der Marktgemeinde Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich) nicht gegeben. Glutnester flammen immer wieder auf, der Regen hilft nur bedingt: Durch ihn wird der Boden rutschig, was das Löschen im Steilgelände schwierig mache, sagte Bezirkskommandant Josef Huber am Donnerstag. Seit Beginn der Vorwoche kämpfen hier Einsatzkräfte gegen das Feuer, das sich binnen kürzester Zeit auf mehr als 100 Hektar ausbreitete - unter ihnen zahlreiche Feuerwehrleute, die freiwillig und unentgeltlich helfen.
Was wäre, wenn niemand mehr bereit dazu wäre, das zu tun? Das System würde vermutlich zusammenbrechen. Österreichweit gibt es laut Andreas Rieger vom Österreichischen Bundesfeuerwehrverband 4.481 Freiwillige Feuerwehren (organisiert über die 9 Landesfeuerwehrverbände), 306 Betriebs- und 6 Berufsfeuerwehren in Wien, Graz, Linz, Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg. Während Berufsfeuerwehrleute bei der jeweiligen Stadt angestellt sind und die Betriebsfeuerwehren über den Betrieb wie ein Spital oder ein Einkaufszentrum finanziert werden, arbeitet die Freiwillige Feuerwehr -wie der Name schon sagt -freiwillig. Oder anders gerechnet: Rund 99 Prozent der derzeit etwa 342.000 Feuerwehrmitglieder versehen ihren Dienst freiwillig, der Rest hauptberuflich, so Rieger. Im Vorjahr gab es mehr als 230.000 Einsätze.
Die Basisfinanzierung für große Anschaffungen wie der "schweren Gerätschaft", wie Rieger sie nennt, zu der zum Beispiel Feuerwehrautos zählen, sei je nach Bundesland sehr unterschiedlich. Ungefähr könne man jedoch sagen, dass je ein Drittel von der Gemeinde, vom Land und über Spenden komme. Zusätzlich gibt es Mittel aus dem Katastrophenfonds des Bundes, die je nach Steuereinnahmen differieren und zum Beispiel im Vorjahr bei 105 Millionen Euro lagen. Die unterste Deckelung von derzeit 95 Millionen Euro sei aber zu wenig, heißt es dazu vom Bundesfeuerwehrverband. Er fordert eine Erhöhung auf 110 Millionen Euro, nicht zuletzt deshalb, weil es seit 2012 auch keine Indexanpassung zur Anhebung des Deckels mehr gegeben habe. Seitdem waren die Feuerwehrvertreter mit ihrer Forderung an die Regierung jedoch nicht erfolgreich, ganz unabhängig davon, ob diese eine SPÖ-ÖVP-Regierung, eine türkis-blaue Koalition, die Beamten-Übergangsregierung oder die aktuelle türkis-grüne Regierung war.
Weniger Spenden wegen abgesagter Feuerwehrfeste
Dazu kommt, dass aufgrund der Covid-19-Pandemie viele Feuerwehrfeste abgesagt oder eingeschränkt wurden - wodurch wichtige Spendengelder wegfielen. Der Bundesfeuerwehrverband drängt daher schon seit Längerem auch darauf, dass die 20-prozentige Mehrwertsteuer beim Kauf unbedingt notwendiger Ausrüstung entfällt. Dagegen gebe es allerdings EU-rechtliche Einwände, heißt es.
Vor zwei Jahren gab es aber zumindest einen Erfolg für freiwillige Helfer - konkret für jene, die inmitten ihrer Arbeit zu einem Feuerwehr- oder Rettungseinsatz gerufen werden. Damals wurde ein Bonussystem für Unternehmen beschlossen, durch das ehrenamtliche Mitarbeiter von Einsatzorganisationen vom Dienst freigestellt werden und das Gehalt fortgezahlt bekommen. Pro Tag und Mitarbeiter sind das 200 Euro, also acht Stunden zu je 25 Euro, die der Bund den Ländern im Rahmen des Katastrophenfonds abgilt.
Im Vergleich dazu, wie Ehrenamt und Freiwilligkeit in anderen Ländern gehandhabt werden, scheint das allerdings nur ein kleiner Schritt gewesen zu sein. Vor allem in nicht-deutschsprachigen Ländern verstehe man unter Ehrenamt mitunter etwas anderes, sagt Rieger vom Bundesfeuerwehrverband zur "Wiener Zeitung": In Frankreich oder England zum Beispiel würden auch all jene, die der Feuerwehr ehrenamtlich helfen, für die Einsätze bezahlt.
Und dennoch ist die Anzahl der Feuerwehr-Mitglieder in Österreich seit Jahren konstant. Derzeit sind es wie gesagt etwa 342.000, und den Statistiken des Bundesfeuerwehrverbandes zufolge ist auch der Anteil der Feuerwehrjugend nicht gesunken. Eine Linie zeigt sogar steil nach oben: Und zwar jene des Frauenanteils, der seit 2008 um 107 Prozent gestiegen ist. Aktuell liegt er aber immer noch bei erst 7,6 Prozent.
Sollte es zu einem Strom-, Infrastruktur- und Versorgungsausfall - einem Blackout - kommen, haben die Feuerwehrvertreter laut Rieger bereits einen Leitfaden entwickelt. Die Feuerwehren wissen dann also, was zu tun ist - und zwar viel. Denn Verkehrsunfälle etwa durch die ausgefallenen Ampeln oder Aufzugsbefreiungen gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben. "Daneben wird es nicht die Möglichkeit geben, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen", sagt Rieger. Technische Einsätze zählen generell zu den häufigsten Einsätzen der Feuerwehren, nur etwa ein Viertel von diesen führt sie zu Bränden.
Hilfe aus dem Ausland über Europas Katastrophenschutz
Muss Hilfe aus dem Ausland angefordert werden, wie aktuell zum Löschen des Waldbrands in Hirschwang an der Rax Hubschrauber aus Deutschland und Flugzeuge aus Italien, so wird das laut Innenministerium über den europäischen Katastrophenschutz geregelt. Die Kosten werden sowohl von der Europäischen Kommission als auch vom anfordernden Land getragen.
Ob in Hirschwang an der Rax am kommenden Wochenende "Brand aus" gegeben werden kann, lässt sich laut Einsatzleiter Huber jedenfalls noch nicht abschätzen. Die Ermittlungen der Polizei laufen in jedem Fall weiter, um die Brandursache zu klären: Eine "fremde Zündquelle", eventuell ein Lagerfeuer, wird vermutet. Und auch am Berg wird laut Huber nach dem Löschen noch einige Wochen lang überwacht werden müssen, ob tatsächlich alle Glutnester gedämpft sind - unter anderem durch freiwillige Helfer.