Fast 260.000 Ehrenamtliche stehen auch jetzt bereit. Es gilt aber auf sie aufzupassen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 4 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wer dachte zu Jahresbeginn daran, dass wir uns nur wenige Wochen später nichts sehnlicher wünschen würden als Normalität? Freunde und Familie täglich zu treffen, spontan ins Stammlokal zu gehen und dem gewohnten Wochenrhythmus nachzugehen, all das wurde zu unserer eigenen Sicherheit stark eingeschränkt, teilweise sogar untersagt. All diese Maßnahmen sind notwendig, um die Ausbreitung des Coronavirus wirkungsvoll einzudämmen.
Die österreichischen Feuerwehren erfüllen trotz der aktuellen Einschränkungen ihre hoheitlichen Aufgaben und stehen rund um die Uhr auf Abruf bereit, um Brände zu bekämpfen und Menschenleben zu retten. Die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft und der zweckmäßige Einsatz der großteils ehrenamtlich tätigen Kameradinnen und Kameraden sind wesentlich, um während der kommenden Wochen auch in gewohnter Qualität helfen zu können. Denn gerade jetzt steigt die Gefahr von Einsätzen in den eigenen vier Wänden.
Ein sehr sensibles System
Wir sind stolz darauf, in Österreich auf ein weltweit einzigartiges und extrem dichtes Netz an Feuerwehren zurückgreifen zu können. Fast 260.000 Frauen und Männer sind als aktive Mitglieder erfasst, nicht inkludiert sind die Feuerwehrjugend sowie Reservemitglieder, die nicht mehr im Einsatz stehen. Die österreichischen Feuerwehren schaffen es durch diese hohe Zahl an Mitgliedern, gewisse Ausfälle zu kompensieren, ohne dass es merkliche Einbußen bei der Bewältigung ihrer fordernden Aufgaben gibt. Wir - und damit meine ich auch unsere befreundeten Einsatzorganisationen - sind sensationell gut aufgestellt. Das macht Mut.
Jedoch ist dieses ehrenamtliche System sehr sensibel. Auf allen Ebenen der Feuerwehr wurden nun Maßnahmen gesetzt, um diese 24/7-Einsatzbereitschaft zu erhalten. So wurde neben der Absage von Sitzungen und sonstigen Veranstaltungen auch der Ausbildungs- und Übungsbetrieb innerhalb der einzelnen Feuerwehr heruntergefahren und Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten wurden auf das absolut Notwendigste reduziert. Auch die Feuerwehrschulen haben den Betrieb eingestellt. All diese Maßnahmen wurden mit dem Ziel gesetzt, einen Ausfall einer gesamten Feuerwehr so lange wie möglich zu vermeiden.
Die Faktoren Mensch und Motivation sind entscheidend für ein langfristiges ehrenamtliches Engagement, neben Familie und Beruf, inklusive eines doch latenten Gefahrenpotenzials. Feuerwehrmitglieder werden in schwierigen Zeiten aufgrund der raschen Verfügbarkeit, der hohen Kompetenz und der großen Anzahl an Mitgliedern gerne für Assistenzleistungen eingesetzt, die erstens nicht in den Zuständigkeitsbereich unserer Einsatzorganisation fallen oder außerhalb des gesetzlichen Auftrages liegen, zweitens Kräfte binden und für Einsätze blockieren sowie sie drittens auch noch - gerade in der aktuellen Situation - einem zusätzlichen Ansteckungspotenzial aussetzen, was wiederum zum Totalausfall der Feuerwehr führen kann.
Die Feuerwehren werden natürlich - so wie alle anderen auch - einen Beitrag zur Bewältigung dieser Krise leisten. In vielen Fällen ist eine Unterstützung auch bei feuerwehrfernen Tätigkeiten unumgänglich - hier stechen Flexibilität und soziale Verantwortung alle Vorgaben und Regeln. Jedoch sollten sich die Entscheidungsträger - aufgrund der föderalen Struktur vordergründig auf Landes-, Bezirks- und Ortsebene - bewusst sein, dass der Schutz der kritischen Infrastruktur, zu der auch Feuerwehrhäuser zählen, Priorität hat und diese nun nicht vorschnell etwa als Ausgabestelle oder Anlaufpunkte für die Bevölkerung eingesetzt werden sollen.
Unsere Kräfte und unsere Infrastruktur müssen jetzt geschützt werden, um dann helfen zu können, wenn unsere Expertise tatsächlich gebraucht wird. Unser Know-how werden wir auch weiterhin in den Stäben auf unterschiedlichen Ebenen einbringen. Wir können nicht einschätzen, wie lange uns das Coronavirus beschäftigen wird. Desto vorsichtiger und umsichtiger müssen wir als Feuerwehr mit unseren Ressourcen umgehen.