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Fiaker lieber verbessern als verbieten

Von Alexander U. Mathé

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Bei der Debatte um die Abschaffung der Fiaker schwingt ein gutes Stück weit auch Populismus mit. Hier geht es um die massenwirksame Anprangerung auf Kosten einer Minderheit: Böse Fiaker schinden arme Pferde. Niemand sieht gerne Tiere leiden. Da entsetzt die Meldung, dass die armen Viecher bei unmenschlichen Temperaturen ihre Runden in der Stadt drehen müssen. Allein: Eine gemeinsame Studie der Universität für Bodenkultur, der Veterinärmedizinischen Universität und der Tierschutzombudsstelle aus dem Jahr 2008 konnte keinerlei Hitzestress bei Pferden konstatieren. Tierschützer argumentieren zwar, dass es seither heißer geworden ist, doch so restlos geklärt ist dieser Punkt offenbar nicht.

Pferde sind Herdentiere, die einen gemeinsamen Auslauf im Freien brauchen; die Haltung als Kutschenzieher sei nicht artgerecht, wird von Kritikern auch gerne ins Treffen geführt. Das mag stimmen. Doch spätestens ab diesem Zeitpunkt diskutieren wir nicht mehr über ein paar Fiaker, sondern über alle Pferde in der Nutz- oder Freizeithaltung - über Bibis Amadeus, über Renn- und Dressurpferde und eigentlich sogar auch über Therapiepferde. Spätestens hier wird die Argumentation differenzierter. Da ist es einfacher, das Bild des herzlosen Fiakers zu zeichnen, der seine armen Gäule in der brütenden Hitze leiden lässt. Und wenn wir schon dabei sind: Wieso sollte nur auf Pferde geschaut werden? Was ist mit Hamstern in Käfigen, Hauskatzen in Wohnungen, Rindern im Schlachthof? Eigentlich müsste man konsequenterweise auch gleich über eine Schließung des Zoos Schönbrunn und die Zwangsveganisierung aller Österreicher diskutieren.

In anderen Hauptstädten wie London und Paris sind Pferdekutschen bereits verboten. Doch extreme Entscheidungen sind gerade Wienern ein Gräuel. Vielleicht wäre ein guter Kompromiss, durch eine strengere Gesetzgebung und Kontrolle das Tierwohl sicherzustellen. Mit der Abschaffung würde man das Kind mit dem Bad ausschütten. Dem gleich käme auch ein innerstädtisches Verbot. Schließlich sind die Fiaker Teil des imperialen Charmes, den Touristen in Wien suchen. Im Prater hingegen interessieren die Fiaker abgesehen von Erstkommunionskindern kaum jemanden.