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"Das wäre eine Hochzeit im Himmel." Fiat-Chef Sergio Marchionne schreckt nicht davor zurück, seine Vision vom FiatOpelChrysler-Weltkonzern mit genau jenen Attributen zu preisen, die Mercedes-Chef Jürgen Schrempp 1998 zur Fusion von Daimler und Chrysler gewählt hatte.
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Schrempps Weltkonzern ist Geschichte. Die Deutschen mussten Milliarden Euro abschreiben. Die Amerikaner sind seit dem Wochenende in der Insolvenz.
Marchionne hatte als Quereinsteiger in der Autobranche 2004 die sehr marode Autosparte des Fiat-Konzerns umgekrempelt und wieder in die Gewinnzone gebracht. Er weiß sehr wohl, dass die meisten Fusionen der Branche in den letzten Jahrzehnten schief gingen und zu Milliardengräbern wurden.
Er ist aber auch davon überzeugt, dass mittelfristig nur Hersteller überleben werden, die - auf möglichst wenigen, gemeinsam genutzten Plattformen - mindestens fünf bis sechs Millionen Autos pro Jahr verkaufen können.
Mit Chrysler - wo er den Einstieg mit vorerst 20 Prozent und bald 35 Prozent am Wochenende bargeldlos geschafft hat - und Opel gemeinsam sieht der Fiat-Chef einen solchen "Global player" entstehen. Dieser stünde auf Augenhöhe mit dem Branchenprimus Toyota und dem - in der Krise stetig Marktanteile gewinnenden - VW-Konzern.
Während die Branche viel Sinn in der Zusammenarbeit Fiat-Chrysler sieht, werden in Deutschland viele Vorbehalte gegen Fiat als Partner für Opel laut: Die Produktpaletten überschnitten sich zu stark, eine Übernahme durch die Italiener würde wohl Werksschließungen und Jobabbau in Deutschland bedeuten.
Die Gewerkschaften verweisen auch auf die schlechten Erfahrungen aus der Zeit vor 2005. Damals hatten Fiat und die Opel-Mutter General Motors schon einmal eine Allianz gebildet (von der übrigens bis heute noch einige gemeinsame Plattformen genutzt werden). Frank Stronachs Zulieferkonzern Magna wäre ihnen daher eher willkommen.
Dass er keine Garantien für alle deutschen Arbeitsplätze abgeben kann, hat Marchionne bei der Präsentation seiner Pläne beim deutschen Wirtschaftsminister auch unverhohlen eingeräumt. Garantieren kann er auch die italienischen Jobs nicht: Das Flaggschiff für "Fiat neu", der vielfach ausgezeichnete und bestens nachgefragte Kleinwagen "500" wird im polnischen Tichy unweit von Krakau gebaut - billiger, in besserer Qualität.
Und dass Opel, das zwar derzeit für sein neues Modell Insignia im Stammwerk Rüsselsheim Sonderschichten fährt, mit jedem neuen Partner Überkapazitäten abbauen muss, wird auch Guttenberg klar sein. Europas Automarkt dürfte heuer - von einst 18 Millionen Stück - auf 14 Millionen schrumpfen.