Bawag-Chef verordnet einen weiteren Sparkurs. | Ergebnis soll heuer in die Gewinnzone drehen. | Wien. Die Bawag PSK läutet beim Verkauf ihres Familiensilbers die wohl letzte Runde ein. Veräußern will Bankchef Byron Haynes nun doch nicht nur den gut 10-prozentigen Anteil an der ungarischen Bank MKB, sondern auch die heimische Schuhhandelskette Stiefelkönig, wie er vor Journalisten ankündigte. Im Fall von Stiefelkönig ist die Käufersuche eine Neuauflage: Sie war vor zwei Jahren gescheitert und lag seither nicht zuletzt wegen der Finanzmarktkrise auf Eis.
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Die beiden Beteiligungsverkäufe sind eine der Bedingungen, unter denen die EU-Wettbewerbshüter Ende Juni die 550 Millionen Euro schwere Staatshilfe für die Bawag gebilligt haben. Sie sind Teil eines Restrukturierungsplans, den die seit Mitte 2007 vom US-Hedgefonds Cerberus kontrollierte Bank abarbeiten muss.
Von einer Reihe nicht-strategischer Beteiligungen hat sich die Bawag unter ihrem neuen Eigentümer schon zuvor getrennt - aus freien Stücken. Neben den Lotterien, der Klavierfabrik Bösendorfer und dem Fernsehsender ATV zählen dazu zwei Tochterbanken in Tschechien und der Slowakei sowie zwei größere Immobilienpakete. In der Wiener Finanzbranche wird der Gesamterlös aus diesen Verkäufen auf rund 1,5 Milliarden Euro geschätzt.
Mit dem MKB-Anteil und Stiefelkönig setzt die Bawag den bisherigen Verkaufsreigen nun fort. Gebundenes Kapital für das Kerngeschäft als Bank freizuschaufeln war übrigens schon immer eine der Vorgaben ihres nordamerikanischen Mehrheitseigentümers.
Bawag PSK Versicherung tabu
Ein weiterer Verkauf von Anteilen an der Bawag PSK Versicherung kommt für Bank-Chef Haynes indes nicht in Frage. Dort ist die einstige Gewerkschaftsbank noch mit 25 Prozent beteiligt, nachdem der Vertriebspartner Generali im Frühjahr seine Mehrheit über ein weiteres Bawag-Paket auf 75 Prozent aufgestockt hat.
Unter dem Strich hat die Bawag auch 2009 einen Verlust geschrieben, der jedoch mit rund 22 Millionen Euro deutlich geringer ausfiel als im Jahr davor. Heuer soll die langjährige Durststrecke beendet werden. Nach einem positiven ersten Halbjahr mit deutlich gesunkenen Risikokosten will Haynes auch im Gesamtjahr schwarze Zahlen einfahren.
Der Druck, das fünftgrößte heimische Kreditinstitut darüber hinaus nachhaltig profitabel zu machen, ist jedenfalls groß. Cerberus will die Bank über kurz oder lang mit Gewinn verkaufen, und auch das Staatskapital muss mit Zinsen bedient und eines Tages wieder zurückgezahlt werden. Darum hat Haynes einen weiteren Sparkurs verordnet: Bis Ende 2012 will er 500 Jobs abbauen. Derzeit hat die Bawag rund 4000 Mitarbeiter.
Für Partnerschaft weiter offen
Der Personalabbau soll 60 Millionen Euro bringen. Davon will die Bawag im Gegenzug 40 Millionen vor allem in die EDV investieren, um ihr Kundenservice zu verbessern. Ab September soll auch eine schlankere Organisationsstruktur mit weniger Überlappungen umgesetzt werden: Die Zahl der Bereichsleiter wird von 58 auf 25 reduziert und im Vorstand werden die Aufgaben neu verteilt.
Für eine Partnerschaft ist die Bawag auch nach den geplatzten Fusionsgesprächen mit der Volksbank AG weiterhin offen. "Zu einem möglichen Partner würde ich nie Nein sagen", so Haynes.