Delegation nimmt Hauptbahnhof-Türme ins Visier. | Vassilakou sieht Welterbe als Wert an.
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Wien. Die Bundeshauptstadt Wien bekommt bald wieder Besuch einer Unesco-Delegation in Sachen Weltkulturerbe. Bereits bei den Konflikten um das Hochhausprojekt Wien-Mitte und dem Komet-Turm nahe Schönbrunn machten sich unabhängige Experten selbst ein Bild von der Lage - und erstatteten Bericht ans Welterbe-Zentrum nach Paris. Als Konsequenz kam es danach zu teils massiven Umplanungen. Beim nunmehr dritten Besuch soll vor allem das städtebauliche Großprojekt am neuen Wiener Hauptbahnhof im Fokus stehen.
Sowohl das Kulturministerium als auch das Büro von Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) bestätigen gegenüber der "Wiener Zeitung" einen entsprechenden Beschluss auf der kürzlich abgehaltenen Welterbe-Konferenz in Paris. Demnach werden in den kommenden Monaten ein Fachexperte des Unesco-Denkmalrates Icomos und ein Vertreter aus dem Welterbezentrum erwartet. "Wir freuen uns schon sehr darauf", heißt es aus dem Vassilakou-Büro.
Ziel der Unesco-Prüfung dürfte sein, endgültig Klarheit bei den Hauptbahnhof-Türmen zu erlangen. Icomos-Österreich-Präsident Wilfried Lipp drückt es salopp aus: "Wie es in einem Streitfall halt so ist, soll sich das noch einmal wer anschauen - und dann muss irgendwann eine Ruhe sein. Immerhin zieht sich das jetzt schon lange hin." Wie mehrfach berichtet, kam es bei den Hauptbahnhof-Planungen bereits zu einer Abzonung des höchsten Turms von 100auf 88 Meter - weitere Änderungen wurden bis dato von der Stadtpolitik aber ausgeschlossen. Der neue Unesco-Bericht könnte freilich weitere Empfehlungen an Wien beinhalten.
Um bessere Entscheidungskriterien zu haben, verlangt die Unesco auch, weitere Visualisierungen vom Belvedere mit Blick auf den Hauptbahnhof anzufertigen. "Dieser Bericht soll bis 1. Februar 2013 fertig sein", erklärt das Vassilakou-Büro, das aufgrund der langen Frist keine Dringlichkeit erkennt.
Unesco lobt 60 Meter für Komet-Turm
Das zweite Konfliktfeld, das Projekt auf den Meidlinger Komet-Gründen, dürfte indes für die Welterbe-Hüter endgültig entschärft sein. Vassilakou hatte ja im März in der "Wiener Zeitung" das von der Unesco geforderte 60-Meter-Limit angekündigt. "Diese Beschränkung wurde in Paris sehr positiv aufgenommen", so ein Vassilakou-Sprecher. Zur Erinnerung: Das Projekt nahe Schönbrunn schrumpfte nach dem ersten Unesco-Protest zunächst von 120auf 60 Meter, ehe es in der Flächenwidmung mit maximal 73Meter doch wieder höher ausgefallen ist. Bis zuletzt wurde diese Höhe von Vassilakou-Vorgänger Rudolf Schicker (SPÖ) verteidigt.
Vassilakou will ihre Rolle gegenüber der Unesco offenbar weniger konfliktreich als Schicker anlegen, der ja einst sogar den Wiener Welterbestatus in Frage gestellt hatte: "Wir sind geneigt, internationale Verträge, die wir eingehen, ernst zu nehmen. Für uns ist das Weltkulturerbe ein Wert", erklärt der Vassilakou-Sprecher. Auch Lipp hofft nun auf eine bessere Informationspolitik: "Bisher hat allein die Stadt entschieden, ob sie uns über ein Projekt informiert oder nicht."