Zum Hauptinhalt springen

Finaler Hypo-Poker: Alle Beteiligten haben viel zu verlieren

Von Stefan Melichar und Karl Leban

Wirtschaft

Pleite steht nicht zur Debatte - jeder dürfte Beitrag leisten. | Wien. Wie die Milliardenlast zur Rettung der Kärntner Hypo Group Alpe Adria verteilt wird, muss möglichst rasch geklärt werden. Dabei spielen folgende Fragen eine zentrale Rolle:


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wer hat wie viel zu verlieren?

Dass bis dato das Land Kärnten als Minderheitsaktionär (12,4 Prozent) versucht hat, den Schwarzen Peter der Mehrheitsaktionärin BayernLB (67,1 Prozent) und der Republik Österreich zuzuschieben, ist nur möglich, weil Letztere ein vitales Interesse am Fortbestand der Hypo haben. Erhält die Bank die dringend nötige Finanzspritze nicht, wäre dies ihr Ende. Im Fall einer Pleite müsste die BayernLB nämlich eine kolportierte Summe von sechs bis acht Milliarden Euro in den Rauchfang schreiben. Auf diese Höhe sollen sich der Buchwert der Hypo in der Bilanz sowie Kapitalspritzen und Kredite der Bayern an ihre Klagenfurter Tochter belaufen. Die Republik Österreich hat ihrerseits bereits 900 Millionen Euro aus dem Bankenhilfspaket in die Hypo gepumpt. Zudem haftet der Bund dafür, dass das Institut Anleihen im Ausmaß von 1,35 Milliarden Euro bedienen kann.

Das Land Kärnten steht zwar ebenfalls mit 18 Milliarden Euro für Verbindlichkeiten der Hypo gerade. Im Ernstfall wäre das Land jedoch nicht in der Lage, diesen gewaltigen Brocken zu stemmen. Da ein Bundesland de jure nicht pleitegehen kann, käme dann wieder der Bund zum Handkuss.

Die Grazer Wechselseitige als zweiter Minderheitsaktionär (20,5 Prozent) hat bisher zu einem Rettungsbeitrag von ihrer Seite offiziell beharrlich geschwiegen. Die Grawe hat ihre Hypo-Beteiligung mit rund 200 Millionen Euro in den Büchern stehen.

Betroffen wären aber auch die anderen Landeshypothekenbanken: Bei der Hypo Kärnten haften diese im Inland für Spareinlagen von 1,3 Milliarden und Pfandbriefe im Volumen von zwei Milliarden Euro. Im Pleitefall dürften die Mittel der anderen Landeshypos nicht ausreichen, sodass auch andere Sektoren, etwa Raiffeisen oder Volksbanken, zahlen müssten (die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich etwa ist maßgeblich an der Hypo OÖ und der Hypo Salzburg beteiligt). Müssten die Hypos aber einspringen, würden sie Regressforderungen gegen Kärnten einbringen.

Wann fällt die Entscheidung?

Da die schwer verlustgebeutelte Hypo ohne Kapitalhilfe für heuer nicht bilanzieren kann, ist höchste Eile geboten. Die Oesterreichische Nationalbank fordert fixe Beschlüsse, wer für die Hypo-Rettung zahlt und wie es weitergeht, noch für dieses Wochenende. Der Markt braucht vor Montag Entwarnung. Sonst könnten vor allem wichtige ausländische Kreditgeber der Hypo abspringen und auch Sparer die Nerven verlieren.

Welche Optionen stehen im Raum?

Dass die bestehenden Eigentümer einfach ihren Anteilen gemäß frisches Kapital zuschießen, ist nach den jüngsten politischen Querelen nicht mehr zu erwarten. Dass der Bund das bisherige BayernLB-Angebot akzeptiert, wonach er die Hypo um einen symbolischen Euro übernehmen soll und die Bayern nur mit Kreditlinien aushelfen, ist allerdings auch nicht zu erwarten. Die Bayern werden sich auf alle Fälle noch deutlich bewegen müssen, indem sie für die Rekapitalisierung eigenes Geld in die Hand nehmen. Das gilt freilich auch für die Grawe und das Land Kärnten.

Das Problem bei neuerlichen Staatshilfen, die in letzter Konsequenz wohl unumgänglich sein werden (auch wenn sich die Hypo-Eigentümer bewegen): Die EU-Kommission dürfte auf einer Übernahme von Hypo-Anteilen durch den Bund bestehen.

Wie geht es mit der Hypo Kärnten weiter?

Ungeachtet der laufenden Verhandlungen zur Rettung der Bank steht ihr mittelfristig wohl ein größerer Eigentümerwechsel bevor. Insider gehen davon aus, dass die BayernLB, weil sie vor einem Jahr selbst vom Freistaat Bayern eine Kapitalspritze von zehn Milliarden Euro erhalten hat, die Hypo auf Geheiß der EU-Komission verkaufen muss. Sollte jetzt der Bund als Aktionär tatsächlich einsteigen, würde dieser ebenfalls in zwei bis drei Jahren einen Verkauf anstreben.