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Finaler Segen für milliardenschweres Gasförderprojekt

Von Karl Leban

Wirtschaft
Für die OMV ist das Schwarze Meer schon länger eine wichtige Quelle für die Gasproduktion.
© OMV Solutions GmbH

Die OMV nimmt "Neptun Deep" in Angriff: Ab 2027 soll gefördert werden. Rumänien wird größter Gasproduzent der EU.


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Viele Jahre hat es gedauert, doch nun sind die Würfel gefallen: Das Gasförderprojekt "Neptun Deep" im Schwarzen Meer wird in Angriff genommen werden. Der Wiener Energiekonzern OMV hat für das Vorhaben endgültig grünes Licht gegeben. Wie das teilstaatliche Unternehmen am Mittwoch in einer Aussendung mitteilte, belaufen sich die Kosten für die Erschließung der beiden Gasfelder Domino und Pelican South, die sich in rumänischen Gewässern befinden, auf bis zu 4 Milliarden Euro.

Gestemmt werden soll das Projekt gemeinsam mit der staatlichen Romgaz, dem größten Produzenten und Hauptlieferanten von Erdgas in Rumänien. Die Betriebsführung obliegt der rumänischen OMV-Konzerntochter Petrom. Die Kosten für das Tiefsee-Projekt werden vor allem in den Jahren 2024 bis 2026 anfallen. Wie es weiter hieß, werde die OMV sie sich mit Romgaz teilen.

Petrom schätzt das Potenzial der beiden Gasfelder auf insgesamt rund 100 Milliarden Kubikmeter. Der Start der Produktion ist für das Jahr 2027 zu erwarten. Für das Großprojekt sind jetzt noch Genehmigungen der rumänischen nationalen Behörde für Bodenschätze einzuholen, was jedoch lediglich als Formsache gilt.

Eine lange Geschichte

OMV-Chef Alfred Stern, dessen Vertrag der Aufsichtsrat Mittwochabend um zwei Jahre bis Ende August 2026 verlängert hat, streut dem Vorhaben Rosen: "Dank ,Neptun Deep‘ wird Rumänien der größte Erdgasproduzent in der EU werden und eine zuverlässige und sichere Energiequelle für die Region darstellen." Gleichzeitig werde das Projekt "die Position unserer Gruppe in der Schwarzmeerregion und in Südosteuropa stärken", so Stern in der Aussendung.

Die Geschichte von "Neptun Deep" ist eine lange. Schon vor rund elf Jahren gab die OMV bekannt, dass sie im Schwarzen Meer neue Erdgaslagerstätten entdeckt hat. Diese zählen mit Blick auf ihr gesamtes Förderpotenzial zu den bedeutendsten in der EU. Doch die Entwicklung der beiden Gasfelder, die im Übrigen mehr Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen brächte, stieß immer wieder auf politische Widerstände, was zu längeren Verzögerungen führte. Dem nicht genug, sprang auch noch der ursprüngliche Partner, der US-Ölriese Exxon Mobil, ab. Dessen Hälfte an dem Projekt übernahm dann Romgaz für gut eine Milliarde Dollar, Russlands Überfall auf die Ukraine sowie die nachfolgende Energiekrise hatten wieder Schwung in die Debatte über die Ausbeutung der Felder gebracht. In weiterer Folge beschloss Rumänien den notwendigen rechtlichen Rahmen samt einem neuen Steuergesetz, das OMV-Chef Stern stets als Voraussetzung für die finale Investitionsentscheidung bezeichnet hatte.

Laut OMV braucht es für die Erschließung von Domino und Pelican South zehn Bohrungen, drei Unterwasser-Produktionssysteme und die dazugehörigen Leitungen, eine Offshore-Plattform, die Haupterdgasleitung zur östlich von Bukarest gelegenen Stadt Tuzla sowie eine Erdgasmessstation.

Klimaschützer protestieren

Kritische Wortmeldungen von Klimaschützern zu "Neptun Deep" folgten am Mittwoch prompt. Attac, Greenpeace, "System Change not Climate Change!" und Aktivisten des Kollektivs Gastivists Rumänien forderten die OMV auf, das Projekt zu stoppen. Max Hollweg von Attac Österreich betonte, dass die Milliardengewinne der OMV weiter in "Klimakiller-Projekte" fließen - und nicht in Projekte für erneuerbare Energien, wie so oft behauptet werde.

Ähnlich auch die Kritik von Verena Gradinger von "System Change, not Climate Change!": "Statt in der Klimakrise möglichst schnell aus Gas auszusteigen, zementiert die OMV die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und hohen Gaspreisen für Jahrzehnte ein." Gradingers Fazit: ",Neptun Deep‘ ist das absolute Gegenteil eines grünen Energieprojekts." Marc Dengler von Greenpeace gab zu bedenken, dass das Projekt die Artenvielfalt im Schwarzen Meer bedrohe und die Klimakrise befeuere.