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Finanzbranche: Immer mehr schwarze Schafe

Von Karl Leban

Wirtschaft

Heuer bisher schon 27 Fälle für die Justiz. | "Pro Tag acht bis zehn Beschwerden." | Wien. Jedes Jahr gehen viele Österreicher dubiosen Finanzdienstleistern auf den Leim. Diese üben unerlaubte Bankgeschäfte aus, offerieren zweifelhafte Produkte mit ungewöhnlich hohen Renditen und agieren meist übers Telefon (was hierzulande nach dem Fernmeldegesetz verboten ist). In vielen Fällen verschwindet das überwiesene Geld auf Nimmerwiedersehen.


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Massiv ist denn auch der Schaden, den diese schwarzen Schafe der Finanzbranche anrichten. Pro Jahr seien es 200 bis 300 Millionen Euro, sagen die Chefs der Finanzmarktaufsicht (FMA), Kurt Pribil und Helmut Ettl. Die Dunkelziffer liege allerdings bei einem Vielfachen. Denn oft zögerten viele Betrugsopfer aus Scham, Anzeige zu erstatten.

Gerade jetzt, mitten in der Krise, treiben suspekte Anbieter von Finanzdienstleistungen - meist geht es um Wertpapiergeschäfte - mehr denn je ihr Unwesen. Die FMA hat jedenfalls alle Hände voll zu tun. Im heurigen Jahr hat sie von Jänner bis August bereits 214 Ermittlungsverfahren wegen illegalen Geschäftsbetriebs von Finanzdienstleistungen eingeleitet, während es 174 im Gesamtjahr 2008 waren.

Statistik spricht Bände

Daneben weist die FMA-Statistik heuer bis dato 21 Verwaltungsstrafverfahren aus: dreimal so viel wie im gesamten Vorjahr. In 27 Fällen haben die Finanzaufseher die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Zudem haben sie 20 Anbietern, die für ihre Geschäftsaktivitäten keine Konzession hatten, die Tätigkeit untersagt.

Bis zum Sommer langten bei der FMA täglich ein bis zwei Beschwerden von Geschädigten ein (im Normalfall). Doch seither laufen die Telefone heiß. "Jetzt sind es acht bis zehn Beschwerden pro Tag", weiß Pribil zu berichten. In vielen Fällen seien da bereits Zahlungen geleistet worden.

Zu einem Fall für die Justiz wurde heuer unter anderem die Causa "HCS Worldwide". Ein "Anleger" verlor 12.700 Euro, das Geld versickerte in dunklen Kanälen. Dieser "Anleger" ließ sich zu einem Engagement in kanadische Goldminen-Aktien hinreißen, wurde in der Folge zu Nachzahlungen überredet (um einen Ausfall zu vermeiden), ehe er stutzig wurde und die FMA kontaktierte. Bis heute ist die Firma HCS Worldwide mit angeblichem Sitz in Mailand unauffindbar.

Womit die FMA ebenfalls zunehmend zu kämpfen hat, ist Phishing, der Diebstahl von Kundendaten im Internet. Dabei werden Konten geknackt und leergeräumt. Eigene Finanzagenten sind meist das Vehikel, um die Gelder möglichst rasch und für die Täter risikolos ins Ausland zu transferieren.