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Das Überleben der US-amerikanischen Fluglinien scheint erst einmal gesichert - das Weiße Haus und Kongressführer haben sich laut Berichten des Fernsehsenders CNN auf ein Hilfspaket in Höhe von 15 Mrd. Dollar geeinigt. Das Paket könnte schon am Freitag dem Kongress vorgelegt werden. Ursprünglich hatten die Fluglinien 24 Mrd. Dollar gefordert.
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Nun wollen auch Spitzenvertreter europäischer Fluggesellschaften mit EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio Hilfsmöglichkeiten für die europäischen Luftlinien ausloten. Laut David Henderson, dem Sprecher der Europäischen Vereinigung der Luftverkehrsgesellschaften (AEA), soll das Treffen heute in Brüssel stattfinden. Im Mittelpunkt werde die Frage stehen, wie die EU-Kommission den Gesellschaften in Hinblick auf Sicherheitsmaßnahmen und die wirtschaftliche Lage helfen könne. Der belgische Finanzminister und amtierende Vorsitzende des EU-Finanzministerrates, Didier Reynders, hatte sich bereits für staatliche Hilfen für Fluggesellschaften infolge der Terroranschläge in den USA ausgesprochen. Ein Sprecher Palacios hat indes erklärt, die EU-Kommission beabsichtige nicht, die Regeln für staatliche Beihilfen zu ändern, werde jedoch die Entwicklung im Luftfahrtsektor genau beobachten.
Milliardenverluste und Massenkündigungen
Weltweit rechnet die gesamte Luftfahrtbranche wegen der Unterbrechung des Flugverkehrs und der Buchungsrückgänge mit Milliardenverlusten und Massenkündigungen.
So hat der weltgrößte Flugzeughersteller Boeing Co. bereits massive Stellenstreichungen angekündigt. Zwischen 20.000 und 30.000 der insgesamt 199.000 Mitarbeiter sollten auf Grund der rückläufigen Auftragslage bis Ende 2002 gekündigt werden, teilte Boeing am Dienstag (Ortszeit) in Seattle mit. Es sei noch nicht klar, welche Auswirkungen die Restrukturierung auf die Gewinnsituation haben werde, hieß es weiter. Zudem könnten heuer nur 500 statt der erwarteten 538 Flugzeuge ausgeliefert werden, 2002 werde die Zahl nicht wesentlich über 400 liegen, verglichen mit den prognostizierten 520 Stück. Auch für 2003 werde eine sinkende Zahl von Lieferungen erwartet.
Beim größten europäischen Flugzeugbau-Konzern Airbus sind derzeit noch keine Stornierungen durch Airlines eingegangen. "Nach den tragischen Ereignissen beobachten wir sehr genau die Entwicklung der Lage. Es ist jedoch noch verfrüht, irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen", sagte gestern eine Airbus-Sprecherin. Bis Ende August lagen Airbus 323 Bestellungen für geschätzt etwa 35 Mrd. Dollar (37,8 Mrd. Euro/520 Mrd. Schilling) vor.
Die Deutsche Lufthansa werde laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" jedoch vermutlich die Bestellung von zehn Großraumflugzeugen des Typs Airbus 380 verschieben. Dies bedeute aber nicht den Rücktritt vom Kauf. Außerdem solle die Bestellung von acht Boeing-Maschinen des Typs 747-400 vertagt werden. Es werde zwar einen Stellenabbau geben, aber keine Kündigungen, Erwartet wird ein Herabsetzen der Gewinnprognose.
Die Krise der Luftfahrtbranche hat mittlerweile bei nahezu allen Luftlinien Konsequenzen. Auch United Airlines plant nach Angaben des Nachrichtensenders CNN, 20% seiner Belegschaft, das sind 20.000 Mitarbeiter, zu kündigen. United wollte den Bericht nicht bestätigen.
Die mexikanischen Fluggesellschaften Mexicana de Aviacion und Aeromexico wollen zwischen 10 und 20% ihrer zusammen 14.000 Mitarbeiter entlassen, kündigten Sprecher beider Linien Presseberichten zufolge an. Die Verluste auf Grund des Einbruchs im USA-Geschäft beliefen sich bereits auf 16,5 Mill. Dollar.
Bei der heimischen Austrian Airlines (AUA)-Gruppe gebe es aktuell keine Auswirkungen, sagte AUA-Sprecher Ralph Preclik im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Kurzfristig würden keine Mitarbeiter freigesetzt, mittelfristig müsse man aber von einer Produktionsreduktion ausgehen. Die AUA werde heuer auch die Kapazitäten bei den Nordatlantikflügen im Winterflugplan früher als sonst zurücknehmen. Besonders betroffen wäre die AUA-Gruppe allerdings, sollte es zu kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten kommen, so Preclik. Die für März erwartete Lieferung einer Boeing Triple 7 für die Lauda Air werde man nicht vertagen - man habe gute partnerschaftliche Beziehungen aufgebaut, die man auch trotz der derzeitigen Krisensituation pflegen sollte, betonte Preclik.
Der heimische börsenotierte Edelstahlkonzern Böhler-Uddeholm, der Edelstahlteile an Boeing und Airbus liefert, widme dem US-Markt derzeit verstärkte Aufmerksamkeit. Kurzfristig sehe man aber keine Auswirkungen, hieß es gestern auf APA-Anfrage. Einbußen oder Stornos seien eher ein Thema für 2002, so ein Konzernsprecher.
Teurere Flugtickets
Eine direkt den Konsumenten betreffende Auswirkung der Terroranschläge werde eine Verteuerung der Flugtickets sein. Steigende Versicherungsprämien und verschärfte Sicherheitsmaßnahmen würden die Preise nach oben treiben, berichtete die Tageszeitung "Die Welt" gestern unter Berufung auf Branchenkreise.