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Finanzieller Giftmüll: Bawag feilt mit Bund und Höllenhund an Lösungen

Von Karl Leban

Analysen

Im Gebälk des fünftgrößten heimischen Geldhauses, der Bawag, knirscht es wieder. Die frühere ÖGB-Bank, die seit knapp zwei Jahren unter der Kontrolle des US-Fonds Cerberus steht, hat mit den Folgen der Finanzmarktkrise offenbar schwerer zu kämpfen als bisher angenommen. | Zwar bescheinigt die Finanzmarktaufsicht der einstigen Skandalbank, im Kern völlig gesund zu sein (weil das operative Geschäft gut läuft). Was der Bawag-Führungsriege jedoch Kopfzerbrechen bereitet, sind akute Probleme rund um giftige Wertpapiere, die das Institut im Portfolio hält.


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Gerade von diesen Papieren - dabei handelt es sich um komplex gestrickte Finanzprodukte - dürfte die Bawag wesentlich mehr besitzen als andere österreichische Großbanken. Jedenfalls wird ein Volumen von bis zu 2,5 Milliarden Euro kolportiert. Da diese Papiere - zumindest derzeit - so gut wie unverkäuflich sind, muss ihr Wert in der Bilanz abgeschrieben werden, zum Teil ganz massiv.

Deshalb wird im Fall der Bawag auch erwartet, dass ihr Ergebnis für 2008 unter dem Strich tiefrot ausfallen wird. Im "Standard" etwa ist von einem Verlust von 300 bis 400 Millionen Euro die Rede. Die Bawag selbst präsentiert ihre Bilanz am 29. April, eine Woche später als eigentlich geplant.

Dass die Bank toxische Papiere hält, ist im Übrigen nicht neu. Schon zum Halbjahr 2008 hatten die Belastungen aus diesem leidigen Titel gut 115 Millionen Euro betragen. Was gerade jetzt aber für die Bawag zu einem Problem geworden ist, sind nicht die Wertverluste dieser Assets, sondern das Erfordernis, solche Papiere mit Eigenkapital unterlegen zu müssen. Und darum benötigt das Institut, obwohl es mit sieben Milliarden Euro - kurios - über mehr als ausreichende Liquidität verfügt, eine Kapitalspritze.

Hinter den Kulissen wird nun fieberhaft an einer Lösung gefeilt. Helfen soll der Bund, der bereit sein soll, aus seinem Bankenpaket eine halbe Milliarde Euro Partizipationskapital fließen zu lassen und für eine weitere halbe Milliarde Euro Garantien zu übernehmen. Auch von Cerberus soll ein substanzieller Beitrag kommen. Im Gespräch sind angeblich bis zu 250 Millionen.

Darüber hinaus wird eine interne Bad Bank, eine Art Sammelstelle für finanzielles Gerümpel, diskutiert. Eine Ausgliederung aller Giftpapiere würde die Bank-Bilanz von erheblichen Lasten befreien. Als Bad Bank einspringen könnte eine Tochter der Bawag-Eigentümerholding. Das ist zumindest weitgehend angedacht.

Welche Lösung in Sachen Eigenkapitalzufuhr und Bad Bank letztlich auf die Reise geschickt werden soll, berät der Bawag-Aufsichtsrat am kommenden Montag.

Detail am Rande: Kreditrisiken in Osteuropa hat die Bawag im Gegensatz zu ihren österreichischen Konkurrenten inzwischen keine mehr. Im vorigen Jahr hat sie dort mit dem Verkauf zweier Tochterbanken das Feld restlos geräumt.