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Finanzmarkt "aus der Intensivstation"

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Stabilitätsbericht des IWF gibt sich moderat positiv. | "Am wichtigsten sind Informationen." | Washington. Die Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind sich einig: Die Finanzkrise auf den internationalen Märkten wurde durch den Mangel an Informationen potenziert. Denn als die Turbulenzen durch die ungedeckten Kredite am US-Hypothekenmarkt losgetreten worden sind, saß und sitzt noch immer der Schrecken vor allem im Interbanken-Sektor tief. Denn kaum eine Bank wusste, wie kreditwürdig die anderen Geldinstitute noch waren, die teilweise tatsächlich mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen hatten. Wo die jeweiligen Banken ihre Anleihen und dergleichen haben, weiß schließlich kaum jemand außerhalb der betreffenden Institution.


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Und da die Krise schnell auf andere Finanzmärkte überschwappte, herrscht bis heute ein gerüttelt Maß an Misstrauen, dass sich bei der Kreditvergabe zeigt.

"Dabei ist der Patient Finanzmarkt inzwischen schon aus der Intensivstation heraußen, in der er sich im August und in den ersten Septemberwochen befunden hat", erklärt Jaime Caruana, IWF-Direktor für Finanzmärkte anlässlich der gestrigen IWF-Präsentation des "Global Financial Stability Report".

Märkte werden durch

Informationen stabilisiert

Die Finanzmärkte hätten sich signifikant stabilisiert - vor allem allerdings dort, wo der Informationsfluss schnell und transparent war. "Die schlimmsten Fälle am Markt sind dort, wo wenig Information vorhanden ist", meint auch Laura Kodres, IWF-Leiterin einer Finanzmarktabteilung. Ihrer Meinung nach haben unter der Krise vor allem Banken und Private gelitten, denn die großen Konzerne wären genügend abgesichert gewesen. "Viele Unternehmen waren zu Beginn der Krise dank der Konjunktur sehr gut und robust unterwegs. Die mussten gar nicht in die Krise einsteigen, denn sie hatten zumeist genug eigenes Geld, um ihre Investitionen zu tätigen", meint die Expertin.

Für die restlichen Finanzmarktteilnehmer heißt es hingegen noch durchhalten. "Es ist unmöglich zu sagen, wann die Krise vorbei ist", erklärt Jaime Caruana. "Es wird sich jedoch eher noch um Wochen und Monate als um ein paar Tage handeln." Allerdings könne die Krise um so schneller bereinigt werden, je mehr zusätzliche Information bereitgestellt werde - vor allem eben im Interbanken-Sektor. "Hier sind auch schlechte Nachrichten viel, viel besser, als die Ungewissheit", meint Caruana. Die Banken werden dazu aufgefordert, ihre Risiko-Bewertungen und Stress-Tests offen zulegen. "Transparenz ist gerade jetzt lebenswichtig für den Finanzmarkt."

Bernanke: Auswirkungen der Krise noch ungewiss

Der IWF teilt allerdings auch die Meinung von US-Notenbankchef Ben Bernanke, der "einige Rückfälle am Weg der Markt-Genesung" für möglich hält. Die endgültigen Auswirkungen der Finanzentwicklung auf die Kosten und die Verfügbarkeit von Krediten sowie auf die breitere Wirtschaft blieben unsicher, so Bernanke in der Nacht auf gestern.