Bildungs-Schwerpunkte bei Frauen und Jugendlichen. | +++ +++ Jeder zweite Arbeitslose nur Pflichtschulabsolvent | . | | Wien . Auf dem heimischen Arbeitsmarkt ist nach wie vor keine Trendwende in Sicht. Um die Situation zu entschärfen, nimmt der Bund nun wie berichtet zusätzliche Mittel in die Hand. Für das Wiener Arbeitsmarktservice (AMS) hat diese zusätzliche Finanzspritze für heuer ein Volumen von 80 Mio. Euro.
Damit können vom AMS zusätzlich rund 20.000 Ausbildungsplätze geschaffen werden, erklärte AMS-Geschäftsführerin Claudia Finster am Mittwoch vor Journalisten. Das gesamte Budget des AMS Wien macht heuer somit rund 280 Mio. Euro aus.
Schlüsselproblem ist nach wie vor die Qualifikation, denn rund 50 Prozent der arbeitslos gemeldeten Personen verfügen nur über einen Pflichtschulabschluss, betonte Finster. "Hilfshacklerjobs gibt es immer weniger, und sie bieten auch keine Perspektive für Jugendliche", unterstrich Vize-Geschäftsführerin Ingeborg Friehs.
Die zusätzlichen 80 Mio. Euro werden überwiegend für Aus- und Weiterbildungs-Schwerpunkte bei Frauen, Jugendlichen und Männern mit maximal Pflichtschulabschluss, aber auch älteren Arbeitnehmern ausgegeben, wie Friehs erklärte.
So finanziert das AMS Wien beispielsweise 1000 Jugendlichen das Nachholen des Hauptschulbzw. Pflichtschulabschlusses. Rund 4000 weitere Jugendliche sollen heuer ihre Lehrausbildung mit Hilfe des Arbeitsmarktservice beginnen. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Gesundheits- und Pflegeberufe, hier werden zusätzlich 280 Arbeitslose geschult. Insgesamt wird das AMS Wien heuer etwa 800 Arbeitssuchende in dieser Sparte ausbilden.
114 Mio. Euro für Kurse
Insgesamt gibt das Wiener AMS heuer rund 114 Mio. Euro für Kurse aus, davon werden rund 80 Prozent auf Qualifizierungsmaßnahmen entfallen, der Rest wird für Berufsorientierung, Bewerbungstrainings und Coachings ausgegeben. Vergangenes Jahr beliefen sich die Kosten für Kurse auf 86 Mio. Euro, rund 82.000 Schulungsplätze wurden damit geschaffen, 68.000 Personen konnten davon profitierten, sagte Finster. Für das gesamte Jahr 2006 hofft Finster, die Arbeitslosenquote zumindest halten zu können. Ein deutliches Absinken der Arbeitslosenzahlen in Wien wird jedoch auch durch die zusätzlichen Mittel kaum möglich sein. Dazu fehlen offene Stellen, die aber nur durch ein anziehendes Wachstum entstehen könnten, so die AMS-Geschäftsführung. "Außerdem wird es darauf ankommen, wie flexibel die Arbeitnehmer sind", sagte Finster.
Dauerthema Schulungen
Dass AMS-Schulungen immer wieder als uneffizient kritisiert werden, können Finster und Friehs nicht nachvollziehen. Die Kritik betreffe zumeist Bewerbungstrainings, und diese machten im vergangenen Jahr lediglich 20 Prozent aller Schulungsangebote aus. "Aber natürlich passieren auch bei uns Fehler", räumte die AMS-Geschäftsführerin ein, verwies aber auf eine Synthesis-Erhebung, wonach jeder zweite Teilnehmer eines Qualifizierungskurses drei Monate nach dem Kurs wieder in Beschäftigung sei.
Außerdem sind der Studie zufolge AMS-Kursteilnehmer im Jahr nach der Schulung durchschnittlich vier Wochen länger beschäftigt und würden brutto pro Jahr rund 1900 Euro mehr verdienen als Nicht-Teilnehmer.