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RZB-Analyst: 2010 Höhepunkt bei Kreditausfällen. | Aufschläge bei Staatsanleihen bleiben hoch. | Wien. Nach der gegenwärtigen Krise wird vieles nicht mehr so sein wie vorher. Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Zentralbank, rechnet alleine im Finanzsystem - einem der Hauptverursacher der Malaise - mit fünf Jahren des Umbaus. 2010 werde bei den Kreditausfällen ein Höhepunkt erreicht, so Brezinschek. Im Jahr darauf sollte es dann aber schon wieder aufwärts gehen.
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Am bis dato ausgetrockneten Geldmarkt hätte sich die Lage zumindest bei Ausleihungen mit Laufzeiten von bis zu drei Monaten wieder normalisiert, erklärt Brezinschek. Grund dafür seien die staatlichen Kapitalspritzen, die das Vertrauen der Banken untereinander gestärkt hätten.
Stabilisiert sich das Finanzsystem weiter, werde generell die Risikobereitschaft wieder zunehmen, glaubt der RZB-Experte. Dann benötige man auch die derzeit begehrten staatlichen Garantien für Bankanleihen nicht mehr. Aus heutiger Sicht reiche das 100 Mrd. Euro schwere österreichische Bankenhilfspaket aus, so Brezinschek. Ob die Frist für die Emission von Garantieanleihen, die am 31. Dezember 2009 endet, verlängert werden sollte, werde sich erst herausstellen.
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Weitere Aktien-Verluste
Dass die momentan heiß diskutierten Zins-Aufschläge, die Österreich bei seinen Staatsanleihen zahlen muss, bald wieder auf das Niveau vor der Krise zurückgehen werden, glaubt Brezinschek nicht. Die im Vergleich zu Deutschland stark gestiegenen Zinsen hätten nur zum Teil mit der Angst der Investoren vor dem Osteuropa-Risiko der heimischen Banken zu tun. Letztlich habe sich, so der Analyst, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit jener Länder, die derzeit auffallend hohe Zinsen zahlen müssen, in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert (siehe Grafik). Dies spiegle sich nun auch in den Anleihe-Konditionen wieder.
Brezinschek erwartet für das Gesamtjahr keine Deflation. Umgekehrt sei ein "Inflationsszenario" - in Folge explodierender Staatsdefizite - in drei bis fünf Jahren aber durchaus denkbar. In Bezug auf die Aktienmärkte hält der Experte weitere Verluste von bis zu 10 Prozent für möglich.