Zum Hauptinhalt springen

Finger weg vom Pinselschwanz

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Turbulente Zeiten für Felinophile. Am Mittwoch erschütterte eine Gratiszeitung mit dieser Schlagzeile ihre Welt: "Katzen hassen Streicheln". Das mache die Tiere nämlich nervös. Besonders Katzen, die nicht gestreichelt werden wollen, und trotzdem gestreichelt werden, werden nervös. Das ist neu. Gewöhnlich ist es ja eher so, dass Menschen, die eine Katze, die nicht gestreichelt werden will, trotzdem streicheln wollen, nervös sein müssen.

Im Gefolge dieser Meldung kam man dann doch ins Grübeln. Was, wenn wir noch mehr unserer Haustiere grundlegend falsch verstehen? Wenn Golden Retriever zum Beispiel die ganze Zeit darauf warten, dass man endlich mit ihnen über Quantenphysik spricht, weil das ihrem eigentlichen IQ entspricht? Und nur so treudoof tun, damit sie sich an die halbblöde Human-Umgebung anpassen? Was, wenn Rauhaardackel Lodenmäntel gar nicht schön finden? Oder Möpse gar nicht finden, dass ein Leben ohne sie möglich ist, aber sinnlos wäre?

Gottseidank wurde die Streichelmeldung noch am selben Tag widerlegt. Und die Gratispostille hat weiterhin Stoff für den Abdruck von reichweitenfördernden Katzenbildern. Jeder braucht seine Boulevardnische. Die Hunde gehören nun mal der "Krone".

Wirklich dramatische Tiermeldungen gingen deswegen diese Woche unter. Für Beuteltier-Männchen, zum Beispiel die Breitfuß-Beutelmaus und den größeren Pinselschwanzbeutler, kann Sex letal enden. Die verausgaben sich nämlich beim zwölfstündigen Liebesspiel so, dass sie nachher sterben. Manchmal kann Zurückhaltung beim Streicheln also auch Leben retten.