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Der Chef der postfaschistischen Alleanza Nazionale (AN), Gianfranco Fini, der mit seiner Verurteilung des Faschismus während seines Israel-Besuchs in der Vorwoche die Nostalgiker in seiner Partei aufgescheucht und die Mussolini-Enkelin Alessandra zum Parteiaustritt bewegt hat, will auf einem Parteitag am 20. Dezember seine Widersacher in die Schranken weisen. "Wir werden unsere Grundsätze vergleichen und wenn es notwendig ist, werden wir uns auch zählen", sagte | Fini seinen parteiinternen Gegnern und sieht sich durch | Meinungsumfragen bestätigt, die ihm innerhalb der AN eine Gefolgschaft von 80 Prozent zugestehen.
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In der TV-Diskussionssendung "Porta a Porta" (Von Tür zu Tür) bekräftigte der AN-Chef am Montag Abend, dass er nicht einen Schritt zurück machen werde. Seiner ehemaligen Parteifreundin Alessandra Mussolini, die nach ihrem Parteiaustritt in der Vorwoche zu Wochenbeginn die Gründung einer neuen Partei "Liberta d'azione" (Aktionsfreiheit) angekündigt hatte, wünschte Fini "viel Glück, aber ich sage, dass Italien keine neue Rechtspartei braucht, die keine politischen Perspektiven hat". Fini glaubt - wie auch seine engsten Anhänger -, dass eine Abspaltung der Faschismusnostalgiker der Alleanza Nazionale sogar nützen könnte.
Neben Alessandra Mussolini haben Assunta Almirante, die Witwe des Gründers der neofaschistischen MSI und Vorgängerpartei der AN und der Präsident der Region Latium, Francesco Storace schwere Geschütze gegen Fini aufgefahren. Almirante, die sich am Wochenende bei einem Festessen für die Überlebenden der faschistischen Republik von Salo - Mussolinis unter deutscher Herrschaft stehender Staat in Norditalien zwischen Herbst 1943 und Kriegsende 1945 -, den Vorwurf gefallen lassen, dass sie es war, die Fini als Nachfolger ihres Mannes gekürt hat. "Wie konnte ich vor 16 Jahren wissen, dass er uns das antun würde" jammerte die Altfaschistin, die bereit ist, Alessandra Mussolini zu unterstützen.
Und Francesco Storace versteht die Welt auch nicht mehr: "Fini, der sich für den Faschismus entschuldigt, das ist so absurd, als würde man eines Tages auf den Petersplatz gehen und der Papst öffnet das Fenster und sagt: ,Wir sind alle Atheisten' ".
Einstweilen abseits stehen noch die neofaschistischen Grüppchen, die sich in den letzten zehn Jahren von der AN abgespalten haben, als Fini seinen postfaschistischen Kurs einschlug. Sie schließen daraus, dass 80 Prozent der AN-Wähler hinter Fini stehen, dass 20 Prozent der Parteianhänger zu holen wären, was etwa bei den im nächsten Jahr stattfindenden Europawahlen bedeuten könnte, dass nicht nur wie bisher nur knapp ein Prozent für die Neofaschisten stimmen würden, sondern vielleicht bis zu 2,5 Prozent.