Helsinki - Mit der Legitimierung ihrer langjährigen Beziehung hat die finnische Staatspräsidentin Tarja Halonen am Wochenende eine heiße Diskussion in ihrem Land beendet, bei der es auch um die traditionelle Rolle der lutherischen Staatskirche ging.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Außerdem brachte die "wilde Ehe" des Staatsoberhauptes einige protokollarische Probleme und eine rege Diskussion über die Sprachregelung mit sich: Wie nennt man den Lebensgefährten der Präsidentin eigentlich? Pentti Arajärvi hatte gefordert, als Ehegatte bezeichnet zu werden, doch die führenden finnischen Medien hatten ihm diese Ehre verweigert.
Die Sprecherin der Präsidentin, Maria Romantschuk versicherte, dass der Druck von außen sowie die Diskussion über die Definition "Gatte" keine Rolle bei der Entscheidung des Präsidentenpaares gespielt habe, den Bund der Ehe doch zu schließen. "Sie sind so lange Zeit zusammen gewesen und jetzt lange genug unter dem gemeinsamen Dach", meinte Romantschuk.
Arajärvi ist ein langjähriger Freund der Präsidentin. Das Paar lebte, bevor Halonen die Präsidentschaft übernahm, zwar in dem selben Haus in Helsinki, aber nicht miteinander in einer Wohnung. Die frühere Außenministerin bezeichnete Arajärvi daher als ihren "Nachbarn". Nach dem Amtseintritt als Staatsoberhaupt zogen die beiden in die Amtswohnung des Präsidenten ein, was in Finnland eine rege Diskussion auslöste.
Die Staatspräsidentin (56) und ihr Lebensgefährte Arajärvi (51), schlossen am Samstag den späten Ehebund in Anwesenheit der engsten Verwandten. Als Trauzeugen fungierten die Tochter Halonens aus einer früheren Beziehung der Politikerin - sie war bis dato nie verheiratet und hatte ihre Tochter als alleinerziehende Mutter groß gezogen - und der Sohn aus einer früheren geschiedenen Ehe Arajärvis.
Es handelte sich um eine Ziviltrauung, obwohl in Finnland die Ehen traditionell in der Kirche geschlossen werden und kirchliche Trauungen vor dem Staat rechtskräftig ist. Halonen ist das erste Staatsoberhaupt Finnlands, das aus der Kirche ausgetreten ist. Eine heikle Angelegenheit: Noch unter ihrem Amtsvorgänger Martti Ahtisaari oblag es dem Präsidenten als formellem Oberhaupt der lutherischen Staatskirche, die Bischöfe zu nominieren. Seit der Amtsübernahme Halonens gilt aber die neue Verfassung, welche die Präsidenten-Rechte einschränkt und auch diese kirchliche Befugnis abgeschafft hat.
Besonders die Führung der finnischen Kirche hatte die nicht legitimierte Beziehung der Staatspräsidentin kritisiert. Die Bischöfe beeilten sich nun aber zu versichern, dass sie die standesamtliche Trauung Halonens akzeptieren und für ausreichend befinden.