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Firmen müssen raus aus Komfortzone

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Nur wenn alle Mitarbeiter in eine Richtung und gemeinsam rudern, hat ein Betrieb langfristig Erfolg. Foto: bilderbox

Erst eine Existenzbedrohung rüttelt viele Betriebe auf. | Manager zögern bei Trennungen, weil sie keinem auf den Schlips treten wollen. | Wien. "Viele Unternehmer verweigern die Realität. Sie wollen nicht akzeptieren, dass es nicht so wie bisher weitergeht", sagt Buchautor Johann Risak, der Erfahrung unter anderem bei der OMV sowie in Wissenschaft und Lehre gesammelt hat. Viele würden sich wie in einem Country Club fühlen: Das Leben ist angenehm, und sie sind optimistisch, dass es beim nächsten Wirtschaftsaufschwung mit ihrem Geschäft wieder bergauf gehen wird.


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Führungskräfte warten zu lange ab, bevor sie sich einer Gefahr fürs Unternehmen stellen, erst eine Existenzbedrohung rüttle die Manager auf. "Die Manager waren lange in ihrer Komfortzone und wurden erst teilweise durch die Krise herausgerissen", meint Risak, der in seinem neuen Buch die Unternehmen je nach Zustand unterschiedlichen Zonen zuordnet.

Er beruft sich auf eine Untersuchung von Informationen von 800 Führungskräften in 410 österreichischen Firmen über vier Jahre. Während laut der Beobachtung vor drei bis vier Jahren die meisten Unternehmen in der Komfortzone waren, befanden sich im Vorjahr 60 Prozent in der Aggressionszone - das heißt, ihnen fehlt der Antrieb. Halten sie an ihren Strukturen fest, so resignieren sie und steigen weiter ab, warnt Risak. Das innere Feuer müsse immer wieder neu entfacht werden, sonst gehe die Bereitschaft für Veränderung verloren.

Loslassen fällt schwer

Es fehle vor allem an der leidenschaftlichen Suche nach Neuem, konsequentem Agieren und wachsamer Führung, um anbahnende Veränderungen zu erkennen. Diese sieht Risak als die Hebel für überlegenen Unternehmenserfolg. Es fehle "Management by Tiefgang".

Unternehmen beschäftigten sich viel zu wenig mit dem Schaffen von Voraussetzungen, damit eine überlegene Unternehmensqualität entstehen kann. Dafür braucht es Personal, Opportunitäten, Risiko, Wertschöpfung, Qualität, Marke, Situation, Konsequenz und Trennen. Jede Firma kann sich ein individuelles Konzept für eine überlegene Unternehmensqualität maßschneidern. "Es war nie so bedeutend wie jetzt, die verschiedenen Bereiche auszubalancieren", betont der Experte.

Ein Unternehmer müsse wissen, wie viel Gewicht welcher Bereich bekomme. Der Haken an der Sache: Hinter jedem Bereich stehen Personen, die entweder auf- oder abgewertet und damit gekränkt oder belohnt werden.

Viele Unternehmer handelten daher lieber gar nicht und zögerten wegen der "Brutalität des Trennens". Denn der Mensch sei weitgehend unfähig, sich zu trennen - ob von Mitarbeitern, Standorten oder Produkten. Unternehmen sollten aber nicht erst dann reagieren, wenn es höchste Zeit ist, sondern vorausschauend agieren - und wenn es sein muss, hart durchgreifen. "Als Führungskraft muss man viel aushalten, dabei aber menschlich bleiben", empfiehlt Risak.

Das Buch "Überlegene Unternehmensqualität schaffen" von Johann Risak ist im Linde Verlag erschienen.