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Firmen steuern auf Pleitenrekord zu

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

In den ersten drei Quartalen 2004 sind die Unternehmenspleiten in Österreich im Vergleich zum Vorjahr um 12,4% auf 4.440 Fälle angestiegen, gab der Kreditschutzverband (KSV) gestern bekannt. Bis zum Jahresende werden es voraussichtlich über 6.000 sein. Besonders dramatisch sei die Entwicklung bei den mangels Masse abgewiesenen Konkursen, die im Jahresvergleich um fast ein Viertel (24,2%) gestiegen sind.


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In den ersten drei Quartalen ist die Anzahl der mangels Masse abgewiesenen Konkurse damit auf 2.360 Fälle gestiegen. Hans-Georg Kantner vom KSV sieht darin ein Arlamsignal: Er schätzt, dass zwei von drei dieser Firmen strafrechtlich bedenklich agiert haben, dass es sich um "betrügerische Firmen" handelt. "Das ist sicher nicht das Massenproblem", meint hingegen Hanspeter Hanreich, Leiter der Rechtspolitischen Abteilung der der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) gegenüber der "Wiener Zeitung". Er sieht die Ursachen für die steigende Zahl der Pleiten vor allem in der mageren Konjunkturentwicklung und der geringen Eigenkapitalausstattung der österreichischen Unternehmen.

Kantner plädiert dafür, dass die Grenze zwischen Exekution und Insolvenz künftig anders gestaltet werden sollte. Bei Exekutionen sollte schon früher darauf geachtet werden, ob das Unternehmen vielleicht insolvent ist. Bei den Exekutionen gelte für die Gläubiger: "Wer zuerst kommt, malt zuerst". Bei einem Konkursverfahren werde auf die Gläubiger aufgteilt, was es noch zu verteilen gibt, doch das eben nur, wenn es überhaupt noch zu einem Konkursverfahren kommt.

Laut KSV sind auch die Privatkonkurse mit plus 29,1% auf 4.116 Fälle bis Sepember 2004 drastisch angestiegen. Kantner begründet dies mit der gestiegenen Verschuldung der Österreicher, aber auch mit der seit Juli 2002 geänderten Rechtslage, die mehr Personen den Zugang zum Privatkonkurs ermöglicht.

Auch die Deutschen leben über ihre Verhältnisse: Angesichts von mehr als 3 Mio. überschuldeter Haushalte hat sich die nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn für Girokonten ohne Überziehungsrahmen ausgesprochen.

http://www.wienerzeitung.at/frameless/konkurse.htm