Betriebliche Altersvorsorge einmal mehr auf dem Prüfstand.
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Wien. "Es schaut nicht schön aus." Günter Braun, Sprecher des Schutzverbandes der Pensionskassenberechtigten (Pekabe), hält es für sehr wahrscheinlich, dass es mit 1. Jänner 2014 zu weiteren Kürzungen bei den Firmenpensionen - der zweiten Säule der Pensionsvorsorge - kommen wird.
Aufgrund des guten Veranlagungsergebnisses im Jahr 2012 sei das heurige Jahr mit nur wenigen Kürzungen "ein positiver Ausrutscher" gewesen, nun dürfte wieder eine erkleckliche Anzahl an Firmenpensionisten unerfreuliche Nachrichten von ihrer Pensionskasse bekommen. Das betreffe vor allem jene, in deren Verträgen ein hoher Rechenzins - also der angenommene Gewinn - angesetzt wurde. Im vorigen Jahr wurde zwei von drei Beziehern einer Pensionskassen-Rente wegen der schlechten Entwicklung am Finanzmarkt die Firmenpension gekürzt, in vielen Fällen schrumpften die Firmenpensionen seit dem Jahr 2000 um mehr als die Hälfte. Bei den Betroffenen handle es sich um keine "G’stopften", betonte Braun, sondern um Menschen, die Lohnabstriche in Kauf genommen hätten.
Für die Pekabe ist das österreichische Pensionskassenmodell das schlechteste in ganz Europa. Die Interessenvertretung bemüht sich schon seit Jahren um eine Sanierung des aus ihrer Sicht gescheiterten Systems. Vor der Nationalratswahl verschickte sie einen offenen Brief an alle neun wahlwerbenden Parteien, die Reaktionen darauf beschreibt Braun mit "viel Blabla" und "teilweise positiv". Leider komme immer wieder durch, "dass viele keine Ahnung haben, wie es funktioniert." Es sei zum Beispiel ein Irrglaube, dass eine positive Performance der Pensionskassen automatisch eine höhere Pension bedeute.
Wie gewonnen,
so zerronnen
Die 16 Pensionskassen haben zwar im ersten Quartal 2013 gute Veranlagungsergebnisse erwirtschaftet, diese wurden jedoch durch negative Kapitalmarkteinflüsse vor allem im Juni zunichte gemacht. Im zweiten Quartal betrug die Performance durchschnittlich minus 1,3 Prozent, nach plus 2,19 Prozent im ersten Quartal. Für die erste Jahreshälfte ergibt sich ein Veranlagungsergebnis von 0,9 Prozent.
Rund 300.000 der 829.000 Personen im Pensionskassensystem bräuchten aufgrund ihrer Verträge eine Nettoperformance von 5,5 Prozent, damit ihr Pensionsanspruch nicht gekürzt wird, für den großen Rest würden 3,5 Prozent genügen, sagt Braun.
Eine Prognose für das Gesamtjahr sei aufgrund der diversifizierten und aktiven Veranlagungsform der Pensionskassen und der rasch wechselnden Einflüsse und Rahmenbedingungen der weltweiten Finanzmärkte nicht seriös möglich, so Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbands der Pensionskassen. Im für die Altersvorsorge relevanten Veranlagungszeitraum über Jahrzehnte würden sich Schwankungen ausgleichen, und es zeige sich das erfolgreiche Veranlagungsmanagement der Pensionskassen im aktuellen langjährigen Durchschnitt von plus 5,65 Prozent pro Jahr.
Das von den 16 österreichischen Pensionskassen verwaltete Vermögen betrug zum Ende des zweiten Quartals dieses Jahres 16,5 Milliarden Euro.