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Fischer als Formatfüller

Von Gerald Schmickl

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Erfolg ist auch ein Fluch. Er zwingt zu steter Wiederholung, zumindest im Fernsehen (aber bekanntlich nicht nur dort). Wer gern gesehen wird, wird so oft gezeigt, bis man ihn nicht mehr sehen kann. So konnte es einem zuletzt mit Düringer gehen, aber auch mit Ottfried Fischer. Der quotenträchtige "Bulle von Tölz" hat sich derart flächendeckend über die Programmwoche gelegt, dass es kaum noch Tage gibt, an denen er nicht in einem der Sender ermittelt. Und ist er einmal kein "Bulle", kommt Fischer in irgendeiner sonstigen Rolle über den Schirm (demnächst soll er auch noch den legendären "Father Brown" geben). Der Kabarettist ist die in jeder Hinsicht formatfüllendste Erscheinung des deutschen Fernsehens geworden.

Da es beim "Bullen" ja meist Wiederholungen von Wiederholungen sind - und die frühen Folgen auch die besseren waren, fällt erst bei den neueren auf, wie schwachbrüstig die Geschichten rund um den dicken Kommissar mittlerweile geworden sind. Bei der Folge, die am Mittwoch in ORF 1 gezeigt wurde (und danach in SAT.1 - und dann wieder als Wiederholung im ORF . . .), brauchte es schon zwei (voneinander unabhängige) Mordfälle, damit der Film überhaupt auf die übliche Länge kam. Und die Lösungen waren noch fantasieloser als in schlechten "Derricks" einst. Bleibt das ödipale Gezänk von "Bullen" und "Mama", der dramaturgische Kern der Geschichte(n): ach ja, auch das hat man allmählich satt - und wünschte sich, dass die resolute Resi Berghammer ihren undankbaren Benno endlich vor die Tür setzte. Und uns Zusehern ein paar Fischer-Fastenwochen.