Österreichs und US-Präsident waren zeitgleich auf Staatsbesuch. | Jakarta. Als der Konvoi vom Flughafen ins Zentrum fährt, entrollt ein Grüppchen Demonstranten auf einem Platz Transparente. Ihre Ablehnung gilt natürlich nicht dem österreichischen Bundespräsidenten, sondern dem "wahren Terroristen" Barack Obama, der wenige Stunden nach Heinz Fischer in Jakarta eintrifft. Auf einer Plakatwand vor dem Präsidentenpalast prangen sie einträchtig und in gleicher Größe nebeneinander, das Ehepaar Fischer und das Ehepaar Obama, jeweils zusammen mit dem indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono und dessen Frau.
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Den meisten Indonesiern ist der US-Präsident willkommen, der hier im Alter von sechs bis zehn Jahren zur Schule ging. Radikale Moslems lehnen den Besuch allerdings ab, die USA hätten Indonesiens Kultur, Wirtschaft und Energie kolonisiert, sagt eine Gruppe, die für ein islamisches Kalifat eintritt. Die beiden größten islamischen Organisationen des Landes allerdings erklären ihre Gastfreundschaft. Am heutigen Mittwoch steht zudem eine Rede Obamas an, die wieder einmal sein Verhältnis zur muslimischen Welt darstellen will, in diesem Land, in dem die meisten Muslime der Welt leben. Nur in geringem zeitlichen Abstand von Fischer will er an diesem Tag auch die größte Moschee Südostasiens besuchen.
Alles nahezu perfekt
Bei der Visite von Heinz Fischer im Präsidentenpalast war die Religion gleichfalls ein wichtiges Thema. Vereinbart wurde verstärkte Zusammenarbeit im interreligiösen und interkulturellen Dialog, Yudhoyono erhofft Austausch von Expertisen und Zusammenarbeit bei Bildung und Forschung. Bei der Bekämpfung von islamistischem Fanatismus sei "soft power" effizienter als Härte "mit unerwünschten Konsequenzen". Demokratie, Islam und Modernität seien vereinbar. Fischer betont, dass Indonesien für einen solchen Dialog geeignet sei, hier regiere ein moderater Islam. Der zweite Nationalratspräsident Fritz Neugebauer wird dies später in einem Nebensatz relativieren - er macht darauf aufmerksam, dass Yudhoyono den Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad einen Freund genannt hat, der manchmal nur "etwas zu laut" sei.
Aber ansonsten ist die Harmonie, die beide Präsidenten beschwören, nahezu perfekt. Man findet in praktisch allen Bereichen Übereinstimmung und verspricht sich gegenseitige Unterstützung auf UNO-Ebene, beispielsweise bei Österreichs Wunsch, in den Menschenrechtsgerichtshof aufgenommen zu werden. Auch wirtschaftlich hofft man, das zuletzt rückläufige Handelsvolumen wieder steigern zu können. Der indonesische Wirtschaftsminister will im ersten Quartal nach Wien kommen, um dazu weitere Schienen zu legen. Erste Anbahnungen gibt es am Mittwoch bei einem gemeinsamen Wirtschaftsforum. Bundespräsident Heinz Fischer verlässt Jakarta erst Donnerstag früh. Obama ist dann, nach kaum 24 Stunden, schon wieder weg - unterwegs zum G20-Gipfel nach Südkorea.