Der bisherige Zweite Nationalratspräsident wird achter Bundespräsident der Zweiten Republik. Heinz Fischer schaffte es, dieses Amt nach 18 Jahren für die SPÖ zurück zu holen. Der wie Benita Ferrero-Waldner betonte ursprüngliche Abstand von 15 Prozent verringerte sich zwar bis zum Wahlabend auf 4,82 Prozent, dennoch legte Fischer einen Start-Ziel-Sieg hin. Angelobt wird Fischer aber erst am 8. Juli durch die Bundesversammlung. Ein Wermutstropfen ist die historisch tiefe Wahlbeteiligung mit 70,76 Prozent - nach dem vorläufigen Endergebnis ohne Auslands-Wahlkarten.
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"Enttäuscht" zeigte sich Ferrero-Waldner nach Bekanntgabe des inoffiziellen Endergebnisses am Abend im Innenministerium. Dennoch gratulierte sie Fischer. Den Wahlkampf bewertete sie als fair, er sei aber "hart" geführt worden. Fischer wollte die Auseinandersetzung nicht ohne kleinen Seitenhieb als fair bezeichnet wissen, er fügte "im Großen und Ganzen" hinzu. Jedenfalls werde man freundschaftlich wie bisher weiter zusammenarbeiten, sagte Fischer. Gelegenheit dazu wird es geben, denn Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hat Ferrero-Waldner angeboten, weiterhin Außenministerin zu bleiben. Diese will das auch schon ab heute mit "Volldampf" wahrnehmen.
Er habe ein "schönes und dankbares Gefühl", zeigte sich Fischer erleichtert und trat auch gleich im Sinne des neuen Amtes vor die Kamera: "Ich werde die neue Aufgabe im Interesse des ganzen Landes und für alle Österreicherinnen und Österreicher wahrnehmen." Seinen Anhängern versprach er, alle Wahlversprechen auch einzuhalten. Dass ein Vorsprung geblieben ist, erklärte SPÖ-Bundesgeschäftsführer und Fischer-Wahlkampfleiter Norbert Darabos mit der hohen Mobilisierung der SPÖ-Anhänger.
In der SPÖ kommentierten alle das Ergebnis als persönlichen Erfolg für Heinz Fischer, fügten aber genau so einheitlich hinzu, dass es in gewisser Weise auch eine Antwort auf die Regierungspolitik wäre. "Es ist der Bessere zum Bundespräsidenten gewählt worden", freute sich etwa Parteivorsitzender Alfred Gusenbauer. Gleichzeitig meinte er, sei dies aber auch "ein Denkzettel" für die Regierung. Wiens Bürgermeister Michael Häupl meinte gegenüber der "Wiener Zeitung" , der Sieg habe viel mehr mit Fischer zu tun als mit der SPÖ, dennoch sei offensichtlich, dass es keine schwarz-blaue Mehrheit mehr gebe. Und er dankte sarkastisch der FPÖ-Spitze für deren Unterstützung Ferrero-Waldners: "Der Garant für eine Niederlage ist Jörg Haider."
Keine Trauer-, aber auch keine Freudenstimmung herrschte bei der ÖVP: "Groß" sei die Enttäuschung, antwortet Nationalratspräsident Andreas Khol kurz und bündig auf die Frage, wie es ihm denn nach geschlagener Wahl gehe. "Als Konservativer kann ich gegen einen konservativen Mann nicht viel sagen", so Khol gegenüber der "Wiener Zeitung" - allerdings habe er gehofft, dass zum ersten Mal eine Frau zum Bundespräsidenten gewählt werde. Doch sei das Ergebnis der Wahl zu akzeptieren. Fischer werde das Amt "genauso unabhängig ausüben wie Klestil".
Prammer als Nachfolgerin Fischers im Gespräch
Die SPÖ wird diese Woche entscheiden, wer Fischer als Zweiter Nationalratspräsident nachfolgen wird. Die SPÖ, die diese Funktion besetzt, hat sich für eine Frau entschieden und die SPÖ-Frauen wollen Frauenvorsitzende Barbara Prammer als neue Nationalrats-Präsidentin. Prammer selbst sagte gestern dazu nichts.