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Fitte Mitarbeiter - fette Gewinne

Von Eva Mandl

Wirtschaft

Ein gefüllter Obstkorb für die Pause, gesundes Essen in der Kantine, Fitness-Tipps per E-Mail oder Entspannungsmassagen im Betrieb sind wichtige Beiträge zu einem gesunden Lebensstil. Erfolgreiche Unternehmen setzen auf ein gesundes Team.


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Fünf Faktoren bestimmen laut eines EU-Sozialberichtes maßgeblich den Gesundheitszustand der Arbeitnehmer: Erblichkeit, Lebensstil, soziale Kontakte, Umwelt und Kultur sowie Arbeitsbedingungen.

Wenig Motivation, schlechte Stimmung, Stress und Frust im Büro gefährden nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter, sondern auch das Unternehmensergebnis. Frustrierte Dienstnehmer kosteten beispielsweise wegen krankheitsbedingter Ausfälle und weniger Produktivität allein die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr mehr als 220 Mrd. Euro, zeigt eine Studie des Marktforschungsinstitutes Gallup.

Anlass genug für immer mehr heimische Unternehmen, ihren Mitarbeitern gesundheitsfördernde Maßnahmen anzubieten. "Der Büroalltag hält zwar den Geist, weniger den Körper in Bewegung - Erfolg und körperliche Fitness spielen aber eng zusammen", ist Rainer Reichl von der Werbeagentur Reichl und Partner überzeugt. Der regelmäßig erscheinende Newsletter mit Tipps zur Verbesserung der eigenen psychischen und physischen Fitness soll Mitarbeiter motivieren, bei den wöchentlichen Lauftreffs, Nordic Walking- und Kräftigungseinheiten teilzunehmen. Externe Wellness Trainer informieren über den "Zehn-Minuten-Energieschlaf" als auch "Brain Food" und "Entspannungsmethoden".

Jede 3. Krankmeldung durch ungesunden Arbeitsplatz

Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Durchblutungsstörungen, Bandscheiben- und Augenleiden: Laut Arbeitsmedizinern ist jede dritte Krankmeldung im Büro auf einen ungesunden Arbeitsplatz zurückzuführen. Keine Überraschung, denn nicht zuletzt macht uns die Schreibtisch- und Bildschirmarbeit zu Bewegungsmuffeln. 85% des Berufsalltags verbringen Büroangestellte im Sitzen. Viele Arbeitsplätze sind ergonomisch nicht optimal, das stundenlange Sitzen ist damit doppelt schlecht für unsere Wirbelsäule.

Gesundheitsmanagement im Betrieb gewinnt deshalb zunehmend an Bedeutung und unterstützt zu einem erheblichen Teil die Produktivitätssteigerung.

Nicht zuletzt ist sie auch ein wichtiges strategisches Thema hinsichtlich der langfristigen Sicherheit einer Firma sowie der Arbeitsplätze. Das ist auch den Unternehmen bewusst: Seit drei Jahren setzt beispielsweise UPC Telekabel verstärkt auf gesundheitsfördernde Maßnahmen. Neben Rabatten bei Wellness-Urlauben und Mitgliedschaften in Fitnesscentern werden den Mitarbeitern mobile Massagen, Gesundheitschecks, tägliche Obstkörbe und Betriebsausflüge mit sportlichem Schwerpunkt geboten. Das Engagement zahlt sich aus: "Die Krankenstände haben sich um 15% verringert", sagt Gustav Soucek, Vice President Communications and Human Resources von der UPC Telekabel im Gespräch mit der "Wiener Zeitung ".

Körperliche Fitness und mentale Wellness

Zweifellos ist die körperliche Fitness jedes Einzelnen wichtig. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass Krankheiten häufig auf steigenden Arbeitsdruck, Überforderung, unzureichende Arbeitsorganisation und fehlende Anerkennung im Unternehmen zurückzuführen sind. "Stress, fehlendes Fingerspitzengefühl der Führungskräfte und nicht die Sitzbeschaffenheit der Stühle machen Arbeitnehmer krank", sagt Andreas Landgrebe vom Personalberatungsunternehmen Jenewein & Partner. Wenn das Arbeitsumfeld nicht stimmt und Mitarbeiter an klassischen psychosomatischen Symptomen leiden wie chronische Kopfschmerzen oder Schlafstörungen lösen Fitnesscenter auch nicht die Probleme.

"Um Krankenstände dann tatsächlich zu senken und langfristige Erfolge zu erzielen, reicht es nicht, hin und wieder einen Rückenkurs, eine mobile Massage oder Arbeitsplatz-Beratung anzubieten. Das Übel muss an der Wurzel gepackt werden und eine konkrete Veränderung im Betrieb erfolgen", rät Personalexperte Landgrebe.